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CD - György Kurtág Játékok - Games

Als Guillaume de Machaut seine "Messe de Nostre Dame" schrieb, zogen noch Ritter und Mönche durch die Wälder Europas. Doch davon ist in der Klaviertranskription von György Kurtág nichts mehr zu spüren. Der ungarische Komponist hat Machauts mittelalterliche Messe von allem Weihrauchduft gereinigt und ihren Wesenskern freigelegt, ihre Struktur, ihre herbe Schönheit.

Bildquelle: Wergo

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Kurtág versteht sein gesamtes Schaffen als Dialog mit der Vergangenheit – ob er nun fremde Werke von Frescobaldi oder Bach für zwei Klaviere arrangiert, oder ob er sich in eigenen Hommage-Kompositionen auf Strawinsky oder Verdi bezieht – zum Beispiel auf dessen berühmte Arie "Caro nome che il mio cor" aus dem "Rigoletto".

Tagebuch und Schlüsselwerk

Acht Bände voller Miniaturen umfasst Kurtágs Klavierzyklus "Jatékok" inzwischen - eine Mischung aus Klavierschule, musikalischem Tagebuch und kompositorischem Schlüsselwerk. "Jatékok" heißt "Spiele". Denn Kurtág hat sich darin nicht nur von den Großen der Musikgeschichte inspirieren lassen, sondern auch von den ganz Kleinen:
"Von Kindern, die spontan mit dem Klavier spielen, für die das Instrument noch ein Spielzeug ist. Sie streicheln es, attackieren es manchmal und lassen ihre Finger darauf laufen. Klavier spielen bedeutet vor allem auch: Spielen."

Poetische Deutungen

Die argentinische Pianistin Helena Bugallo hat mit ihrer amerikanischen Kollegin Amy Williams sämtliche Stücke für Klavierduo des bald 90-jährigen Kurtág eingespielt. Ein Glücksfall. Denn während sich andere Kurtág-Interpreten allzu hingebungsvoll im Detail verlieren, jeden einzelnen Ton mit einem Ausrufezeichen versehen und dann leicht pedantisch und spröde wirken, gelingt Bugallo und Williams eine unmittelbar ansprechende, selbstverständliche und zugleich poetische Deutung dieser Miniaturen: klar, aber nicht kalt, lakonisch und dennoch zugänglich.

"Wir haben unglaublich viel Spaß von Anfang an mit dieser Musik gehabt. Es gibt wenige Töne, aber es gibt genug Töne – mehr wäre zu viel." (Bugallo-Williams Piano Duo)

Großmeister der kleinen Form

Es gibt übermütige Spiele auf dieser CD, es gibt flüchtige, zart hingetupfte Aquarelle von fragiler Schönheit, und es gibt – als besonderes Bonbon – eine neobarocke Suite aus den 50er-Jahren, die Kurtág noch einmal von einer völlig anderen Seite zeigt. Eine Produktion, die uns den Großmeister der kleinen Form ganz nahe bringt.

György Kurtág: Játékok - Games

Játékok I, III, IV & VIII
Suite für Klavier zu vier Händen
Ausgewählte Transkriptionen von Machaut bis J. S. Bach für Klavier vierhändig und für zwei Klaviere
Bugallo-Williams Piano Duo
Label: Wergo

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