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CD - Peter Dijkstra dirigiert Händels "Messiah"

Manche Projekte sind, wenn auch aus der Not geboren, am Ende nicht die schlechtesten. Händels "Messiah" zum Beispiel, dessen Entstehung sich wohl ganz wesentlich den Problemen verdankt, die Händel in London mit dem Verkauf seiner Opern hatte.

CD-Cover: Georg Friedrich Händel: "Der Messias" | Bildquelle: BR-KLASSIK

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Der CD-Tipp zum Nachhören!

Also besann er sich auf etwas anderes und ließ an die Stelle des äußeren, bühnenwirksamen Dramas künftig das innere, das "sacred drama" treten. Seit 1742 "Messiah" in Dublin uraufgeführt wurde, zählt dieses Oratorium zu den weltweit beliebtesten Werken des Klassikrepertoires. – Nicht nur wegen des "Hallelujah". Die vorliegende Neueinspielung unterstreicht diese Erfolgsgeschichte einmal mehr – nicht nur in Gestalt eines superb musizierten Werkes sondern auch mit einer aufwändig produzierten Werkeinführung (Autor: Markus Vanhoefer).

Schlackenfrei

Musikalisch hat man den "Messias" lange nicht so schlank und schlackenfrei gehört wie in dieser Aufnahme. Und das mit einem Chor, dessen Domäne bekanntermaßen die Romantik und das Spiel mit feinsten dynamischen Nuancierungen ist. Aber spätestens seit Erscheinen von Händels "Israel in Egypt" auf dem hauseigenen Label weiß das Publikum, dass auch Georg Friedrich Händel zu den Lieblingskomponisten von Chorchef Peter Dijkstra gehört. Musiziert vorzugsweise mit einem Instrumentalensemble, das sich an der historischen Aufführungspraxis orientiert, wie in diesem Fall dem in Gent ansässige Ensemble "B’Rock".

Präzise gesetzte Akzente

Zum Beispiel in der Alt-Arie "But who may abide the day of his coming?" ("Doch wer wird ertragen den Tag seiner Ankunft?"): mit Feuerflammen sahen Händel und sein Libettist Charles Jennens den Läuterer der Menschheit hinabsausen; und genau dieses Feuer ist es, das B’Rock trotz seiner überschaubaren Orchestergröße hier entfacht; mit präzise gesetzten Akzenten und einer Energie, deren Funke buchstäblich überspringt – nicht nur auf die Zuhörer sondern auch auf Chor und Solisten, wie in diesem Fall den amerikanischen Countertenor Lawrence Zazzo.

Neues Musiziergefühl

Gerade in der Begegnung von "modern" ausgerichtetem Rundfunkchor und historisch informiertem Instrumentalensemble entsteht jenes neue Musiziergefühl, das auch die Abonnement-Konzerte des BR-Chores in den letzten Spielzeiten so erfrischend belebt hat. Dass hierbei der Stimmton bei 415 Hertz liegt, also einen Halbton unter dem heute gebräuchlichen Kammerton, ist den historischen Instrumenten geschuldet und sorgt im Übrigen auch in den hohen Vokallagen für wohltuende Entspannung.

Transparenz und Wahrhaftigkeit

War in früheren Zeiten der "Messias" bisweilen eine Angelegenheit für musizierende Hundertschaften, so hat sich inzwischen – bei Händel wie auch bei Johann Sebastian Bach -– der Ruf nach mehr Transparenz und historischer "Wahrhaftigkeit" durchgesetzt. Die unüberhörbare Folge sind eine wesentlich organischer atmende Musik und Tempo-Relationen, die ihrerseits überzeugen. Weniger "B’Rock" also als vielmehr feiner Händel-Swing.

Georg Friedrich Händel: "Messiah"

Julia Doyle (Sopran)
Lawrence Zazzo (Countertenor)
Steve Davislim (Tenor)
Neal Davies (Bassbariton)
Chor des Bayerischen Rundfunks
B’Rock Belgisches Barockorchester Gent
Leitung: Peter Dijkstra
Label: BR-KLASSIK, 3 CDs

CD 3:
"Wege zur Musik" – Eine Werkeinführung von Markus Vanhoefer mit Musikbeispielen

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