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CD - Armonià Atenèa und George Petrou Georg Friedrich Händels "Arminio"

Cherusker gegen Römer? Eine empfindliche Niederlage bescherte den Römern die berühmte Schlacht im Teutoburger Wald, als Hermann der Cherusker den Feind überlistete und besiegte. Das dazugehörige Kapitel aus dem Altertum, anno 9 n. Chr., lieferte die Anregung zum Libretto von Antonio Salvi - und für so manche Vertonung. Georg Friedrich Händels Psychodrama "Arminio" kam 1737 in London heraus.

Bildquelle: DECCA

CD-Tipp vom 6. Mai 2016

Georg Friedrich Händels "Arminio"

Bei den Händelfestspielen Karlsruhe im Februar hat Max Emanuel Cencic am Regiepult gestanden, dabei den von ihm selbst dargestellten Arminio nicht etwa germanisch eingekleidet, sondern mit Puderperücke, nach Art des Ancien Régime. Die bei Decca erschienene Aufnahme entstand fünf Monate zuvor in Athen, und auch auf CD, wie sich herausstellt, enttäuscht Cencic die Erwartungshaltung seiner Fans in keiner Sekunde: Das dunkel oszillierende Timbre des Kroaten bietet nach Bedarf männlich harsche Brusttöne oder auch jünglingshaft naiv anmutende Koloraturenketten.

Eine quellwasserklare Stimme nennt nicht jede Sopranistin ihr eigen! Dass die Kanadierin Layla Claire einen großen Part in dieser Aufnahme übernehmen durfte, überrascht insofern, als sie trotz ihrer vokalen Flexibilität nur begrenzte Fähigkeiten in einer zentralen Disziplin erkennen lässt: die seelischen Schwingungen ihrer Figur zu beglaubigen. Immerhin geht es um eine Schlüsselfigur: Tusnelda, die Gattin Arminios, auf die es der Römer Varus abgesehen hat - womit er nur seine Niederlage besiegelt. Auch im direkten Vergleich mit der Schwester Arminios zieht Tusnelda den Kürzeren: Ramisa weiß zwischen Komik und Erotik sauber zu trennen, jedenfalls in Gestalt der rumänischen Mezzosopranistin Ruxandra Donose.

Durchhörbar und weich konturiert

Auch für die Nebenrollen hat der Dirigent George Petrou ein hochengagiertes Ensemble versammelt. Durchhörbar und erstaunlich weich konturiert wirkt das Spiel der zwei Dutzend Instrumentalisten von Armonià Atenèa - bei einer Oper, von der man nicht glauben mag, dass sie erst ein einziges Mal aufgenommen wurde: durch Alan Curtis in Siena, im Jahr 2000, mit Vivica Genaux als Arminio. Noch überzeugender als dort entfaltet sich in der griechischen Neueinspielung der operntypische Cocktail aus Liebe, Eifersucht und Rache - im Rahmen kriegerischer Intrigen und Dynastiekonflikte. Kein Wunder, dass der Musikhistoriker und Komponist Charles Burney von "zuhauf vortrefflichen Dingen" sprach, in denen sich Händel als "der große Meister" erweist …

Georg Friedrich Händel: "Arminio"

Max Emanuel Cencic - Arminio, Countertenor
Layla Claire - Tusnelda, Sopran
Petros Magoulas - Segeste, Bass
Juan Sancho - Varo, Tenor
Vince Yi - Sigismondo, Countertenor
Ruxandra Donose - Ramise, Mezzosopran
Xavier Sabata - Tullio, Countertenor
Armonià Atenèa
Leitung: George Petrou
Label: Decca

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