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CD - Hans Sommer Kammermusik

Mit den musikalischen Wiederentdeckungen ist das so eine Sache, nicht hinter jeder Ausgrabung verbirgt sich wirklich ein zu Unrecht vergessener Komponist. An den 1837 in Braunschweig geborenen Hans Sommer zu erinnern, ist jedoch absolut berechtigt.

CD-Cover: Hans Sommer - Kammermusik | Bildquelle: CAvi

Bildquelle: CAvi

CD Tipp 05.12.2015

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Vor einigen Jahren taten es die Bamberger Symphoniker mit einer schönen Veröffentlichung von Orchesterliedern Sommers. Nun legt das Trio Imàge mit unveröffentlichter Kammermusik aus der Feder dieses Zeitgenossen von Brahms, Dvorák und Tschaikowsky nach. Und wieder begegnet man einfach enorm schöner Musik, etwa im Klavierquartett, das Sommer wohl 1870 komponiert hat. Gemeinsam mit dem Bratscher Hartmut Rohde legt das junge Trio Image eine ausgezeichnete und wunderbar beseelte Ersteinspielung vor.

Musiker und Wissenschaftler

Zu Lebzeiten genoss Hans Sommer unter Kollegen einiges Renommee. Mit seinem langjährigen Freund Richard Strauss gründete er die Genossenschaft deutscher Tonsetzer, der bald die Anstalt für musikalische Aufführungsrechte angegliedert  wurde, der Vorläufer der heutigen GEMA. So wurde Sommer zum Vorkämpfer des modernen Urheberrechts.
Aufgewachsen war er in einer Industriellenfamilie, nach dem Studium der Physik und Mathematik in Göttingen entwickelte er sich zu einem bedeutenden Wissenschaftler. Die Musik blieb für die offenkundige Doppelbegabung stets die zweite große Leidenschaft, und noch fast fünfzigjährig studierte er 1884 in Weimar einige Monate bei Franz Liszt, um sich den letzten Schliff zu holen. Das vom Trio Image exzellent eingespielte Klaviertrio könnte die Frucht dieser Studien sein.

Abgedunkelter Gestus

Schon 1865 war in Braunschweig seine erste Oper uraufgeführt worden, und in der Folge machte sich Sommer mit seinen insgesamt zehn Opern einen Namen. Für seine "Loreley" etwa machte sich Richard Strauss stark, mochte er das Libretto auch noch so "unmöglich" finden. Sommer war ein glühender, wenn auch undogmatischer Wagnerianer. Seiner Kammermusik ist das nicht anzuhören. Hier könnte eher der Wagner-Antipode Johannes Brahms Pate gestanden haben, mit dem Sommer auch den imposanten Rauschebart teilte. Vielleicht ist Sommers Kammermusik nicht durchgängig so inspiriert und persönlich wie seine Orchesterlieder. Doch insbesondere in den langsamen Sätzen findet man auch hier den leicht abgedunkelten und verschattet klingenden Gestus dieser Lieder. Und so ist man dem exzellenten Trio Imàge überaus dankbar für eine wirklich lohnende und rundum überzeugende Ausgrabung.

Hans Sommer: Kammermusik

Quartett für Klavier, Violine, Viola und Violoncello g-Moll
Trio für Klavier, Violine und Violoncello Es-Dur
Gavotte für Violine und Klavier G-Dur op. 41
Romanze für Violine und Klavier cis-Moll
"Entschwundenes Glück" für Violine und Klavier e-Moll
Hartmut Rohde (Viola)
Trio Imàge
Label: CAvi

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