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CD - Hector Berlioz "Les Troyens"

Wer jederzeit und gerade vor Weihnachten ein üppiges Geschenkpaket braucht, bestehend aus zum Beispiel 4 CDs plus Bonus-DVD, sollte über die Neuaufnahme der Oper "Les Troyens" von Hector Berlioz nachdenken. Für dessen Musik ist der inzwischen 76-jährige amerikanische Dirigent John Nelson nach kompletten Einspielungen von "Béatrice et Bénédict" und "Benvenuto Cellini" ein ausgewiesener Experte. Im Zusammenhang mit konzertanten Straßburger Aufführungen der "Trojaner" hat Nelson ausgezeichnete Sänger engagiert: allen voran Joyce DiDonato!

CD-Cover Hector Berlioz: "Les Troyens" | Bildquelle: Erato / Warner

Bildquelle: Erato / Warner

Der CD-Tipp zum Anhören

Mit einem fulminanten Präludium wird der Hörer hineingeworfen ins trojanische Geschehen, das bei Berlioz rund vier Stunden ausfüllt. Dass die szenische Umsetzung einer Oper, die sechseinhalbtausend Takte umfasst, mit erheblichen Problemen behaftet sein würde, ahnte der Komponist schon selbst. Konzertante Aufführungen wie kürzlich in Straßburg haben also ihren Reiz. Zumal John Nelson ein Dirigent mit enormer rhetorischer Energie ist, jemand, der eine Partitur mit eigenen Augen anschaut. Und nur so vor Kraft strotzt.

Wunderschönes Liebesduett

Eine trojanische Seherin, die zum Opfer eines fatalistischen Weltenlaufs wird: Die von Marie-Nicole Lemieux suggestiv vergegenwärtigte Cassandre hat die Bühne längst verlassen, wenn eines der schönsten Liebesduette überhaupt um sich greift. Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig" hat die Szene zwischen Didon und Enée geprägt, denn der Gesangstext bezieht sich auf einen Dialog der Figuren Jessica und Lorenzo aus diesem Theaterstück. Mit dem Duett hat Berlioz anno 1855 die Komposition seiner "Trojaner" begonnen. Und gestalterischer Ehrgeiz lässt sich am Duett ablesen: Ges-Dur war von jeher die Tonart romantischer Ekstase.

Vokale Leuchtfeuer

Für eine Sängerin wie Joyce DiDonato ist eine Rolle wie die kathargische Königin Didon ein Traumspielplatz. Gemeinsam mit ihrem Tenorpartner Michael Spyres liefert sie ein vokales Pas de deux aus Leuchtfeuern ab: Beide Sänger wissen den speziellen Anforderungen ihrer Partien gerecht zu werden, ohne an stimmliche Grenzen zu geraten. Da wird einem kachelofenwarm ums Herz.

Hector Berlioz: "Les Troyens"

Joyce DiDonato, Mezzosopran - Didon
Michael Spyres, Tenor - Enée
Marie-Nicole Lemieux, Mezzosopran - Cassandre
Les Choeurs de l’Opéra national du Rhin
Badischer Staatsopernchor
Choeur philharmonique de Strasbourg
Orchestre philharmonique de Strasbourg
Leitung: John Nelson

Label: Erato / Warner

Sendung: "Leporello" am 21. Dezember 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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