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CD - Hermann Meier Klavierwerke

Der Schweizer Komponist Hermann Meier lebte von 1906 bis 2002 und war ein Faszinosum in vielerlei Hinsicht. Er war Dorfschullehrer im Solothurner Land, schrieb zeitlebens nebenher, fast ausschließlich für die Schublade. Einige wenige Aufführungen führten nur zu regionaler Bekanntheit, bis vor rund 20 Jahren der Winterthurer Pianist Dominik Blum eine Platte herausbrachte. Jetzt vereint er auf einem Doppelalbum sämtliche Soloklavierwerke.

CD-Cover Hermann Meier: Klavierwerke | Bildquelle: Edition Wandelweiser Records

Bildquelle: Edition Wandelweiser Records

Der CD-Tipp zum Anhören

Arnold Schönbergs Zwölftontechnik bedeutete für Hermann Meier eine wichtige Inspirationsquelle - zunächst streng befolgt, schon bald als Teil seines eigenen, höchst expressiven und spannungsgeladenen Stils. Filigrane Kaskaden stehen da neben sperrigen Akkordblöcken, Tonwiederholungen neben harschen Brüchen, Liegenoten reiben sich am Nachklang erstickter Klangflächen. Wunderbar eloquente Diskurse zwischen beiden Händen über die gesamte Breite der Tastatur. Und immer wieder eruptive Ausbrüche.

Avantgarde im Dorfidyll

Hermann Meier: Notenblatt | Bildquelle: hermannmeier.com Hermann Meier: grafischer Kompositionsplan | Bildquelle: hermannmeier.com Hermann Meier war auf der Höhe seiner Zeit - beobachtete quasi im Verborgenen des schweizerischen Dorfidylls die Szene der Zeitgenössischen Musik rund um Darmstadt und Donaueschingen. Schimmert in der gerade angespielten Sonate noch Schönberg als Pate durch, so schrieb Meier in den 50er Jahren serielle Klavierstücke, folgte also in Sachen Tonmaterial, Lautstärke und Rhythmus einem exakt festgelegten und penibel notierten Schema. Hochkomplexe und schwierig zu spielende Kompositionen, die Vergleiche mit Boulez und Co. nicht scheuen müssen - irrlichternd, zum Nachdenken anregend, verstörend.

Grafische Arbeitspläne und Skizzen

Dominik Blum spielt das alles meisterhaft klar - mit fabelhaft ausbalancierten Farbtönen zwischen der linken und rechten Hand und feinem Gespür für die Cluster, mit denen Meier in den 60er Jahren experimentierte. Seit dieser Zeit fertigte Hermann Meier auch grafische Arbeitspläne und Skizzen an, die als eigenständige abstrakte Malerei durchgehen können: An Mondrian und Klee erinnernde Diagramme mit großer Sogwirkung - seine Kompositionen bilden das musikalische Pendant dazu. Eine lohnenswerte Entdeckung!

Hermann Meier: Klavierwerke

Dominik Blum (Klavier)

Label: Edition Wandelweiser Records (2 CDs)

Mehr Informationen zu Hermann Meier gibt es auf der Homepage des Komponisten.

Sendung: "Leporello" am 2. Februar 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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