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CD - Howard Shore Two Concerti

Ein lyrisches, verträumtes Thema steht am Beginn des zehneinhalbminütigen ersten Satzes von Howard Shores Klavierkonzert "Ruin & Memories" - Ruinen und Erinnerungen. Und diese Erinnerungen drehen sich, einem Nocturne gleich, um niemand Geringeren als Frédéric Chopin. Es ist eine Spurensuche, auf die sich Howard Shore, der Herr filmmusikalischer Ringe, begibt und dabei lässt er seine musikalischen Träumereien wie die Ringe eines Baumes wachsen: versunken, geheimnisvoll, weltabgewandt, raumgreifend. "Ruin & Memory" will der Aura Chopins ein heutiges Gewand geben: Zurück in die Zukunft.

CD-Cover Howard Shore: Two Concerti | Bildquelle: Sony Classical

Bildquelle: Sony Classical

CD-Tipp 03.03.2017

Howard Shore - Two Concerti

Die Musik auf dieser CD will bewusst keine Filmmusik sein, nicht illustrieren, sondern den beiden Solokonzerten die Bühne ganz allein überlassen. Im Zentrum sollen das Klavier und das Violoncello stehen, auf dem Boden ihrer vorwiegend klassisch-romantischen Historie. Und die beiden exzellenten Solisten Lang Lang sowie die Cellistin Sophie Shao lassen sich mit großer Leidenschaft und viel Gefühl auf diese musikalische Zeitreise ein. Ihre Instrumente funkeln, beschwören, ergießen Kaskaden in die kammermusikalisch besetzten Orchesterpartituren voll lyrischer Schönheit.

Von Gärten inspiriert: das Cellokonzert

Die Aufnahmen beider Werke sind vollkommen unabhängig voneinander entstanden: Lang Lang spielte das Klavierkonzert zusammen mit dem China Philharmonic Orchestra unter Long Yu im Oktober 2010 beim Bejing Music Festival ein, die Aufnahme der "Mythic Gardens", dem von drei klassischen italienischen Gärten inspirierten Cellokonzert, entstand anlässlich eines Konzerts im April 2014 im KKL in Luzern, zusammen mit dem 21st Century Chamber Orchestra unter der Leitung von Ludwig Wicki.

Zeitlose musikalische Landschaften

Aber was ist das genau, was wir auf dieser CD hören? Ist es wirklich keine Filmmusik? Auch mehrfaches Hören drängt diese Frage immer wieder in den Vordergrund. Es ist eben so: Howard Shore wäre nicht Howard Shore, würde seine Musik nicht unweigerlich einen Film im Kopf entstehen lassen, angesiedelt irgendwo in den Weiten fantastischer Wälder und Gärten. In diesen Zauberwäldern entspinnen sich seine feinen musikalischen Fäden zwischen Anleihen an Chopin und Satie, Debussy und Respighi, gehalten von den minimalistisch inspirierten Kettfäden eines Philip Glass, zu einem dichten lyrischen Gewebe voller Mythen und Assoziationen. Wie ein Hybrid schnurren hier zwei einander ergänzende Motoren durch zeitlose musikalische Landschaften, mit kraftvollem Durchzugs- und Drehmoment. Zum Raum wird hier die Zeit. Und egal, wo wir uns stilistisch in den beiden Concerti auch gerade befinden, ob in romantischer Verträumtheit oder einer klassischen Kadenz - nie verliert sich Shores blühende Orchesterpartitur vor lauter riesigen historischen Bäumen im Gestrüpp eines beliebigen Orchesterwaldes.

Musikalischer Königsmacher

Kein Zweifel: Hier ist ein musikalischer Königsmacher am Werk, der sich mit Lang Lang noch dazu einen weiteren großen Namen an Land gezogen hat. Und die Filme, die man mit beiden Werken unterlegen könnte: Ich würde mich wundern, wenn die nicht auch irgendwann kämen!

Howard Shore - Two Concerti

"Ruin & Memory" - Concerto for Piano and Orchestra
"Mythic Gardens" - Concerto for Violoncello and Orchestra

Lang Lang (Klavier)
The China Philharmonic Orchestra
Leitung: Long Yu
Sophie Shao (Violoncello)
21st Century Chamber Orchestra
Leitung: Ludwig Wicki

Label: Sony Classical

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