BR-KLASSIK

Eine Vorliebe für harmonische Spannungen, für Fantastisches und Bizarres sind Markenzeichen Purcells und seiner Zeitgenossen zwischen 1650 und 1700. Ihnen widmet das Ensemble Musica Alta Ripa seine neue CD mit dem Titel "Insane Harmony".

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Der CD-Tipp zum Nachhören

Es war eine Chaconne von Henry Purcell, erzählte Pete Townshend, Gitarrist der legendären Rockgruppe "The Who", der BBC. Als er diese Chaconne gehört hatte, wusste er endlich, wie er etwas mehr Spannung in die Harmonien seiner Songs bringen könnte. Für ihn sei das Besondere an Purcell, erzählte Pete Townshend weiter, dass er nie so kontrapunktisch komplexe Musik wie etwa Bach schrieb. Purcell habe stattdessen ganz simple Melodien und Harmoniefloskeln aufgegriffen und durch spannungsreiche Harmonik zu raffinierten Kunstwerken gemacht - also dasselbe, was Townshend mit seinen Popsongs vorhatte. Ein Beispiel dafür auf der CD von Musica Alta Ripa ist die "Fantazia on a ground", die auf einem äußerst schlichten Bassmodell beruht, über dem Purcell seine Kunst mit überraschenden Wendungen, schrägen Harmonien und hakenschlagender Stimmführung entfaltet.

Einer der Vorväter dieser expressiven englischen Musik war William Lawes, der fast 15 Jahre vor Purcells Geburt im englischen Bürgerkrieg als Royalist erschossen wurde. Außerdem enthält die CD Werke von unbekannteren Komponisten wie Thomas Tomkins, Matthew Locke und William Williams.

Die Spleens des Ensembles Musica Alta Ripa

Die dreifachen ECHO-Klassik-Preisträger von Musica Alta Ripa legen in ihren Interpretationen den Fokus stark auf die Eigenheiten der englischen Musik des 17. Jahrhunderts: Mit großer Lust kehren sie ihre Spleens hervor, ihren Hang zu exzentrischem Ausdruck auf der einen Seite und zur Melancholie auf der anderen Seite - ein Erbe der elisabethanischen Zeit. Im europäischen Gezerre um den Vorrang der italienischen oder französischen Barockmusik halten die Briten um Purcell mit sympathischem Eigensinn an ihrer Handschrift fest: "Insane Harmony".