BR-KLASSIK

Eine Stimmung, die einen gleich hineinzieht: Weiche, melancholische Bläsertöne, schöne Melodien – und ein wunderbar zurückhaltender Background des Klaviers. Mehr braucht man manchmal nicht.

Bildquelle: Impulse

CD-Tipp 28.09.2016

Jacky Terrasson & Stéphane Belmondo: "Mother"

Der Trompeter Stéphane Belmondo, auf dieser CD auch oft mit dem Geschwister-Instrument Flügelhorn zu hören, und der Pianist Jacky Terrasson  sind ein großartiges Gespann. Der eine spielte mit Stéphane Grappelli, der andere mit amerikanischen Größen wie Cassandra Wilson und Michael Brecker – und sie machten schon vor Jahrzehnten zusammen Musik in der Band der fetzigen Star-Vokalistin Dee Dee Bridgewater, als die noch in Paris wohnte.

Hinreißende musikalischen Pointen

Makellos spielen die beiden zusammen. In perfekt ineinander greifenden Linien. So schön kann Jazz sein. So schlank. So eingängig. Und dabei so völlig ohne Kitsch. Ohne Gimmicks, ohne Schnickschnack. Das Repertoire ist behutsam gemischt: Jazz-Klassiker wie Charlie Hadens "First Song", Dave Brubecks "In your own sweet way" oder Grappellis "Valseuses", dazu ungemein feine Eigenkompositionen von Jacky Terrasson - und französische Chanson-Melodien wie die von Charles Trenets "Que reste-t-il de nos amours".Schließlich der Pop-Klassiker "You are the sunshine of my life".Den süffigen Hit von Soul-Star Stevie Wonder legen Belmondo und Terrasson sozusagen trocken - und versetzen ihn gleichzeitig mit hinreißenden musikalischen Pointen. Da fängt das Klavier im Untergrund schon mal rumorend zu grummeln an, wenn das Blas-Instrument der angebeteten Person gerade allzu schwärmerisch zu huldigen scheint.

Unaufdringliche hohe Musikalität

Wie nebenbei gibt es immer wieder feine musikalische Überraschungen. Das Ganze hat Charme, funkelt poetisch und macht enorm viel Spaß beim Zuhören. Dabei wird den Pointen nie die Schönheit eines Stücks untergeordnet. Ganz im Gegenteil. Einfach ein Genuss. Hohe Musikalität, die sich unaufdringlich entfaltet mit Hilfe besonders schöner Themen. Eine Glanzleistung ist es, dabei stets originelle Klänge zu schaffen, ohne bemüht zu wirken. Diese beiden Musiker können das - und jedes Stück ist voller Glücksmomente.