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CD - Joachim Kühn New Trio "Love & Peace"

So klingt nur er: Dieses Fabulieren mit subtil drängenden Tonfolgen, die sich immer mehr verdichten. Man merkt schnell: Hier braut sich was zusammen. So ist das immer wieder in Stücken von Joachim Kühn, einem Musiker von ganz eigenem Profil. Sein Klavierspiel ist aufbrausend, impulsiv und kantig. Ist klanggewordene Nicht-Anpassung. Und jedes Mal ein bisschen anders als beim letzten Mal.

CD-Cover Joachim Kühn New Trio: "Love & Peace" | Bildquelle: ACT

Bildquelle: ACT

Der CD-Tipp zum Anhören

Es steckt Free Jazz darin, es steckt Bach darin - und es steckt darin die Geschichte von einem, für den Freiheit nicht selbstverständlich war. Geboren in Leipzig, aufgewachsen in der DDR, mit Anfang zwanzig im Westen geblieben. Seitdem einer der profilstärksten Jazzer Europas. Überraschend, wenn so einer plötzlich einen Ohrwurm spielt.

Ohrwürmer - nicht immer gemütlich

"Mustang" heißt eines der Stücke auf der neuen CD. Es klingt fast wie ein Country-Song. Einfache Melodien, kurze, prägnante Stücke: Das war ihm, sagt er, besonders wichtig für diese Aufnahmen mit Bassist Chris Jennings und Schlagzeuger Eric Schaefer. Sein neues Traum-Team nennt er die beiden. "Love & Peace" ist - nach "Beauty & Truth" - die zweite CD mit diesem "New Trio". Doch auch Ohrwürmer kommen hier nie allzu gemütlich daher. Schnell mischen sich da ein paar Dissonanzen hinein. Und später immer mehr. Denn harmlos sollte hier nichts geraten. Bei Musikern, die auch Stücke wie "But Strokes of Folk" drauf haben, eine der Eigenkompositionen Kühns: Sturm und Drang ist das - präzis kontrollierte Power, hohes Tempo. Kühn, der Energiegeladene.

Ein ganz eigener Ton

Auch aus der klassischen Musik hat sich das Trio ein Thema geliehen: "Das alte Schloss" ("Le vieux château") von Mussorgsky. Gespielt auf eine Art, die weit weg ist von naheliegenden Crossover-Klischees - das Stück klingt hier, als hätte Mussorgsky einst bei diesen Tönen an einen Interpreten genau wie Joachim Kühn gedacht. Und erst recht kommt es einem so vor, wenn Kühns New Trio ein Stück von The Doors spielt: Das klingt, als sei es eine Auftragskomposition. Mit markantem Puls und scharfer Kontur interpretiert das Trio hier den Song "The Crystal Ship". Alles drin: melodische Magie, die trance-artige Stimmung des Originals, starke Blues-Farben - und der ganz eigene Ton. Denn der ist in diesem Stück und auf der ganzen CD nicht weniger Kühn als eh und je. So wie dieser Pianist klingt immer noch keiner sonst.

Joachim Kühn New Trio: "Love & Peace"

Joachim Kühn (Klavier)
Chris Jennings (Bass)
Eric Schaefer (Drums)

Label: ACT

Sendung: "Leporello" am 18. Januar 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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