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CD - Johannes Tinctoris Secret Consolations

Kennern ist er vor allem als Musikgelehrter ein Begriff. Auf dem neuen Album von Baptiste Romain und seinem Ensemble Le Miroir de Musique lässt sich Johannes Tinctoris nun auch als Komponist entdecken.

Johannes Tinctoris – Secret Consolations | Bildquelle: Ricercar (Note 1 Musikvertrieb)

Bildquelle: Ricercar (Note 1 Musikvertrieb)

Der CD-Tipp zum Nachhören

Wer sich mit Renaissance-Musik beschäftigt, dem ist der Name Johannes Tinctoris bestens bekannt. Allerdings weniger als Komponist, sondern eher als Verfasser von musiktheoretischen Werken. Auf dem aktuellen Album von Baptiste Romain und seinem Ensemble Le Miroir de Musique kann man diese unbekanntere Seite nun neu entdecken.

Französische Chansons und lateinische Motetten

Das Repertoire der umfangreichen Einspielung umfasst französische Chansons und lateinische Motetten - einige davon in instrumentalen Arrangements. Auch Messen hat Johannes Tinctoris vertont. Unter anderem mit der damals landläufig bekannten Melodie 'l'homme armé" als musikalischer Grundlage. Dies war eine übliche Praxis der francoflämischen Vokalmusik: über 40 Messvertonungen verwenden dasselbe Thema. Der Beitrag von Johannes Tinctoris reiht sich harmonisch ins Genre der L'homme armé-Messen ein und hat dabei doch einen eigenen Charakter.

Spezialist für Alte Musik

Der Multiinstrumentalist Baptiste Romain hat sich längst als Spezialist für Alte Musik etabliert. Mit seinem Ensemble pflegt er eine ausgewogene Klangkultur: schlank und präzise in den Vokalstimmen, in den Instrumenten angemessen satt im Klang. Dabei kommen die Musiker ganz ohne die gern eingesetzten Perkussionsinstrumente aus, die den Groove der Renaissance-Musik zwar oft verstärken, nicht selten aber auch Feinheiten übertünchen. Hier werden also nur Streich- und Zupfinstrumente zu den Vokalstimmen gemischt. Zu Recht, wie das nuancenreiche Hörerlebnis zeigt.

Ein besonderes Bonbon ist zudem der aufschlussreiche Booklettext von David Fallows. Der Musikwissenschaftler wagt hier eine spannende These: das gesamte musikalische Schaffen des Johannes Tinctoris könnte innerhalb nur einer Dekade entstanden sein, nämlich in den 1470er Jahren. Die Frage, womit sich der 1511 gestorbene Komponist und Musikgelehrte die letzten 30 Jahre seines Lebens beschäftigt hat, die bleibt allerdings offen.

Johannes Tinctoris - Secret Consolations

Sabine Lutzenberger, Marc Lewon
Le Miroir de Musique
Baptiste Romain
Label: Ricercar (Note 1 Musikvertrieb)

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 18. Juni 2017, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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