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CD - Jonas Kaufmann - "L'Opéra" Französische Opernarien und -duette

Das größte Ereignis der Saison 2016/17 war für Jonas Kaufmann zweifellos im Juni ein schon im Vorfeld heiß diskutiertes Rollendebüt - ging es doch um eine der heikelsten Herausforderungen des gesamten Opernrepertoires: Verdis Otello! Gerade mal drei Monate nach diesem Londoner Event erscheint Kaufmanns neues Recital auf dem Markt, das schon ein paar Wochen vor "Otello" in München aufgenommen wurde. Erstmals auf CD arbeitet der Münchner Tenor mit dem Bayerischen Staatsorchester zusammen. Und der Titel des Programms "L'Opéra" verweist auf Französisches: Es gibt Arien von Meyerbeer bis Massenet.

CD-Cover: Jonas Kaufmann - "L'Opéra" | Bildquelle: Sony Classical

Bildquelle: Sony Classical

Der CD-Tipp zum Anhören

Lang ist's her: Als Jonas Kaufmann 2001 die Arie "Elle ne croyait pas" aus "Mignon" von Ambroise Thomas erstmals vor Publikum darbot, war sein Französisch so grauenhaft, dass er sich dafür schämte: ein Schlüsselerlebnis für ihn - damals in Toulouse! An der Pariser Oper debütierte er 2010 dann auch nicht mit dieser Bühnengestalt des Wilhelm Meister, sondern mit einer anderen, sehr populären Opernfigur, die ebenfalls durch Goethe angeregt wurde: Massenets Werther! Und der Jubel war groß. Man feierte nicht nur das inzwischen idiomatische Französisch des deutschen Tenors, sondern auch seine Darstellung eines Jünglings, der vor Liebeskummer nicht ein noch aus weiß.

Stattliche Eloquenz

Manchmal türmen Opernkomponisten das Unglück ihrer Helden fast zu hoch auf: Das belegen einige der elf Arien und drei Duette, die hier zur Hommage an die französische Oper der Romantik versammelt sind. Jonas Kaufmann hat vorzügliche Partner - in den Duetten die Sopranistin Sonya Yoncheva und den Bariton Ludovic Tézier sowie den Dirigenten Bertrand de Billy, der am Pult des Bayerischen Staatsorchesters authentisch auf mehr Eleganz als Opulenz setzt. Schon vor knapp zehn Jahren, in seinem Recital-Debüt "Romantic Arias", stellte Kaufmann seine frankophile Ader unter Beweis. Schon damals gestaltete er Text und Musik mit Raffinesse. Ausgeprägter Ausdruckswillen ist bis heute in der sehr persönlichen Art und Weise enthalten, Brust- und Kopfstimme ineinander übergehen zu lassen. So diskussionswürdig seine gaumig-kehligen Laute sind, denen es im Piano bisweilen an tragfähiger Substanz mangelt: Wo er im Forte kraftstrotzend die Muskeln spielen lässt, ist sein Gesang oft von stattlicher Eloquenz.

Liebeserklärung von Romeo

"La Damnation de Faust" von Hector Berlioz steht Kaufmann, wie er bekundet, definitiv näher als Gounods "Faust", dessen beliebte Arie er darum eigensinnigerweise in diesem Album ausspart. Eine besonders heikle Berlioz-Partie, die er bisher nicht live gesungen hat, streift das Programm am Schluss: nämlich den Äneas aus den "Trojanern". Eröffnet hingegen wird es durch eine der schönsten Liebeserklärungen des gesamten Opernrepertoires, vorgetragen von Gounods Romeo (bzw. frz. Roméo), dem ein gewisser berühmter Veroneser Balkon vor Augen steht.

Jonas Kaufmann - "L'Opéra"

Arien und Duette aus Opern von
Charles Gounod ("Roméo et Juliette")
Jules Massenet ("Werther", "Manon", "Le Cid")
Ambroise Thomas ("Mignon")
Georges Bizet ("Carmen", "Les Pecheurs de Perles")
Edouard Lalo ("Le Roi d'Ys")
Jacques Offenbach ("Les Contes d'Hoffmann")
Giacomo Meyerbeer ("L'Africaine"), Fromental Halévy ("La Juive")
und
Hector Berlioz ("La Damnation de Faust", "Les Troyens")

Jonas Kaufmann (Tenor)
Sonya Yoncheva (Sopran)
Ludovic Tézier (Bariton)
Bayerisches Staatsorchester
Leitung: Bertrand de Billy

Label: Sony Classical

Sendung: "Leporello" am 11. September 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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