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CD - Jordi Savall "Venezia Millenaria 700-1797"

Was hat Beethoven mit Venedig zu tun? Vordergründig erst einmal nicht viel. Jordi Savall verwendet aber französische Revolutionsgesänge nach Symphoniesätzen von Beethoven für ein Bild: das Ende der über 1000-jährigen Republik Venedig durch Napoleons Truppen 1797.

CD-Cover: "Venezia Millenaria 700-1797" | Bildquelle: AliaVox

Bildquelle: AliaVox

Der CD-Tipp zum Anhören

Diesen gewaltigen zeitlichen Bogen zieht Jordi Savall mit seiner neuen Veröffentlichung "Venezia Millenaria" nach, wieder ein opulent ausgestattetes CD-Buch. Auch für Jordi Savalls große Erfahrung im Erzählen musikalischer Geschichten ist das ein sehr ambitioniertes Projekt. Denn in Venedig laufen die Kulturen von Ost und West, von Orient und Okzident zusammen – nicht umsonst wird die Lagunenstadt auch das Tor zum Orient genannt.

Musikalische Zeitreise

Um die musikalischen Einflüsse und Traditionen der Kulturen des Nahen Ostens nachzuzeichnen, hat sich Jordi Savall entsprechende Gastmusiker mit an Bord geholt: neben seine hervorragenden und bewährten Ensembles Hespèrion XXI, La Capella Reial de Catalunya und Le Concert des Nations treten eine Vokalgruppe für die byzantinisch-orthodoxen Gesänge sowie eine sogenannte "orientalische" Instrumentalgruppe. Das Spektrum, dass diese musikalische Zeitreise abdeckt, ist enorm. Alle Länder und Kulturen sind vertreten, mit denen die Republik Venedig enge diplomatische Kontakte und Handel pflegte und die in der Stadt selbst jahrhundertelang präsent waren. Das reicht von byzantinischen Chorälen bis zu nordafrikanischer Berbermusik, vom armenischen Lied bis zum persischen Tanz, von der Musik Zyperns bis zur orthodox-russischen Hymne.

Stationen der Musikentwicklung

Daneben werden die wesentlichen Stationen der europäischen Musikentwicklung nachvollzogen. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei natürlich den bedeutenden venezianischen Komponisten, Adrian Willaert zum Beispiel oder Andrea Gabrieli. Und natürlich Claudio Monteverdi, der mit der hinreißenden Kampfszene zwischen Tancredi und Clorinda das längste Stück dieser Doppel-CD beisteuert.

Klangvolle und lebendige Instrumentierungen

Wieder einmal zeigt sich Jordi Savalls phänomenales Händchen für ungemein klangvolle und lebendige Instrumentierungen. Er leuchtet die Erkenntnisse der historischen Aufführungspraxis kreativ aus, so bunt und so kurzweilig, dass hier niemand einen vermeintlich trockenen Lehrstoff zu befürchten braucht. Ein klingendes Venedig-Kaleidoskop, anschaulich und sinnlich zugleich. Jordi Savall in Bestform.

"Venezia Millenaria 700-1797"

Hespèrion XXI
Ensemble Panagiotis Neochoritis
La Capella Reial de Catalunya
Le Concert des Nations
Leitung: Jordi Savall

Label: AliaVox

Sendung: "Leporello" am 21. Februar 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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