BR-KLASSIK

Zupackend – und zart zugleich. So spielt dieses Trio. Musik, die lyrisch ist, die sinnlich ist. Und die packende Stimmungen schaffen kann. Es ist Musik eines Trios mit der deutschen Pianistin Julia Kadel und ihren Kollegen Karl-Erik Enkelmann, Bass, und Steffen Roth, Schlagzeug. Ein besonderes Trio.

Bildquelle: Blue Note

CD-Tipp 05.04.2016

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Die Stücke heißen zum Beispiel "Held", wobei das Wort mit ironischem Augenzwinkern gebraucht worden sein soll, oder auch "Herbstwoche", "Schlagabtausch" und "Wasseroberflächen". Und eines trägt den Titel "Trick".

Hat was. Klingt unerwartet. Mit einem Funken Ironie. Oder vielleicht einfach nur: mit klanglichem Humor. Musik, die etwas von vorüberhuschenden Stimmungen hat, von Landschaften, die in Filmaufnahmen vorüberziehen, von Gefühlszuständen, die etwas Flüchtiges haben. Oder auch: Haben können, aber nicht müssen. Denn auch ganz anders klingt Musik von dieser CD.

Da gibt es dann Intensität, die sich auch mal Ruhe gönnt. Sich Zeit nimmt. Musik, die nicht in Rollen schlüpft auf der Suche nach Klang-Gimmicks und Moment-Attraktionen, sondern die wirklich in Stimmungen eintaucht. Dabei ist es wohl gar nicht wichtig, ob man sie Jazz nennt oder nicht, denn diese Klangwelt ist ziemlich offen. So als wäre all diesen Stücken eine unausgesprochene Empfehlung beigefügt: Lasst die Etiketten weg und taucht mit ein. Und ich finde, da kann man was entdecken.

Bei diesem jungen Trio geht es viel um gemeinsames Erschließen und Aufrollen von Klängen. Das Trio sei das Baby von Julia Kadel, aber alle drei zögen es gemeinsam groß, sagte einer der Trio-Partner in einem Interview. "Über und Unter", der reizvoll-rätselhafte Titel der neuen CD, wird so erklärt: Zieht man eine Linie als Horizont, dann gibt es Dinge darüber und Dinge darunter. Von beiden erzählen die Stücke.

Vergleiche mit Trendsetter-Klaviertrios der letzten beiden Jahrzehnte wie "e. s. t." oder dem Michael-Wollny-Trio möchten Julia Kadel und ihre Partner lieber nicht hören. Ist auch nicht nötig: Man merkt, dass das Julia Kadel Trio Vorläufer wie diese kennt und dennoch auf einem überzeugenden eigenen Weg ist. Nicht drüber, nicht drunter: Bei sich. Und bei Hinhör-Willigen, die Musik abseits alter Schubladen suchen.