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CD - Kaleidoscope Khatia Buniatishvili spielt Mussorgskij, Ravel und Strawinsky

Mit ihrem ersten, Franz Liszt gewidmeten Album hat die georgische Pianistin Khatia Buniatishvili eine eindrucksvolle internationale Karriere gestartet. Nun ist ihre mittlerweile vierte CD erschienen - und es stellt sich die Frage: Handelt es sich bei ihrem Ruhm um den Marketing-Hype eines Major-Labels oder ist da eine junge Pianistin auf dem Weg, eine bedeutende Künstlerin zu werden?

CD-Cover Kaleidoscope - Khatia Buniatishvili spielt Mussorgsky, Strawinsky und Ravel | Bildquelle: Sony

Bildquelle: Sony

Das Cover sieht aus wie die Verpackung für ein Luxus-Parfum. Glänzendes Schwarz, übereinander geblendet die Vorder- und Rückansicht einer jungen Frau mit glänzendem schwarzem Haar. Über die leicht zusammengekniffenen Augen fällt - ganz zufällig - eine Strähne und signalisiert Leidenschaft. Viel Photoshop rundet das Produktdesign ab, dazu der typographisch raffinierte Schriftzug mit dem Titel: "Kaleidoscope".

Aufdringlich kommerzielle Hochglanz-Verpackung?

Was sich dahinter verbirgt, ist kein neuer Duft, sondern eine CD mit Klaviermusik von Mussorgskij, Ravel und Strawinsky. Manche Kritiker-Kollegen lästern kräftig über diese gar nicht mehr so neue Vermarktungsstrategie. Kann in einer so aufdringlich kommerziellen Hochglanz-Verpackung ein künstlerisch wertvoller Inhalt stecken? Doch, das geht. Katia Buniatishvili ist eine exzellente Pianistin, und das Programm ihres neuen Albums ist klug zusammengestellt und keineswegs gefällig. Alle drei Stücke sind hoch virtuos, stehen an der Schwelle zur Moderne und rufen starke Bilder mit leuchtenden Farben vor’s innere Auge. Deshalb passt auch der Titel: Kaleidoskop.

Die "Bilder einer Ausstellung" in der originalen Klavierfassung von Modest Mussorgskij spielt Khatia Buniatishvili sehr gefühlvoll, durchaus romantisch und über lange Strecken eher lyrisch als dramatisch. Wodurch der klanggewaltige Schluss umso stärker seine Wirkung entfaltet. Man kann das herber, kantiger, mit mehr Mut zum Hässlichen spielen. Doch Khatia Buniatishvilis verfeinerter, ausdrucksstarker Zugang ist in sich absolut stimmig. Dass sie keinerlei Probleme mit klanglicher Schärfe und lustvoll ausgekosten Dissonanzen hat, beweist sie in den "Drei Sätzen aus Petruschka", die Igor Strawinsky selbst aus seinem eigentlich für großes Orchester komponierten Ballett für Klavier solo eingerichtet hat.

Stets überlegene Gestalterin

Irrwitzig schwer ist diese Klavierfassung. Die Hochspannung bei der Überwindung technischer Hürden gehört hier zum Ausdruck. Und Buniatishvili bleibt bei allem virtuosen Hochleistungssport immer überlegene Gestalterin, stößt über die technische Herausforderung hinaus zur inneren Substanz von Strawinskys Musik vor. Und bei Ravels "La Valse" lässt sie vor dem inneren Auge des Hörers eine Art Kino im Kopf ablaufen: Tanzende Paare, Dekadenz, Wirbel, Angst und Lust.

Also Contenance, liebe Lordsiegelbewahrer der Klassik: Gutes Aussehen und gekonnte Inszenierung sind, für sich genommen, ja kein Unglück. Und eine schicke Verpackung besagt nicht das Geringste gegen einen künstlerisch wertvollen Inhalt.

Khatia Buniatishvili - Kaleidoscope

Modest Mussorgskij: Bilder einer Ausstellung
Maurice Ravel: La valse
Igor Strawinsky: Drei Sätze aus Petruschka

Khatia Buniatishvili (Klavier)
Label: Sony Classical

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