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CD - "Klingendes Schloss" Liedkunst der Goethezeit in Weimar

Das Stadtschloss in Weimar war nicht nur die Residenz der Herzöge von Sachsen-Weimar-Eisenach, sondern immer auch ein Sitz der Musen. Und bis heute werden die historischen Säle, Salons und Galerien, die zu den schönsten Räumen des Klassizismus zählen, von einer eigenen Konzertreihe mit Leben erfüllt - "Klingendes Schloss". Kostbare historische Flügel aus der Goethe-Zeit befinden sich im Schloss, drei von ihnen sind restauriert und spielbar. Nun kann man diese Instrumente auch auf einer CD erleben - mit Liedern von Schubert, Zelter und Eberwein.

CD-Cover: "Klingendes Schloss" - Liedkunst der Goethezeit in Weimar | Bildquelle: Querstand

Bildquelle: Querstand

Der CD-Tipp zum Anhören

Betreut werden die restaurierten Flügel der Stiftung von der Pianistin Liese Klahn, die auch Leiterin des Festivals Melos-Logos in Weimar und eine gefragte Liedbegleiterin ist. Den Hammerflügel von 1825 aus der Wiener Werkstatt von Nanette Streicher, den schon Hummel während seiner Zeit als Weimarer Hofkapellmeister spielte, hat Liese Klahn aus dem Dornröschen-Schlaf geholt. Jahrelang stand er unbemerkt in einer Ecke des Weimarer Schlosses. "Feinstes Wien - er ist etwas abgespielt, aber er klingt einfach herrlich", sagt Liese Klahn zu dem Instrument. "Das ist mein absolutes Lieblingsregister, also originaler geht es nicht."

Weicher, runder Klang

Jetzt erklingt der Flügel mit dem Repertoire, das schon zu Goethes Zeit aufgeführt und nun wiederentdeckt wurde: Lieder von Carl Eberwein aus den Jahren 1803 bis 1820. Goethe hatte den jungen Weimarer Musiker zu seinem Duzfreund Carl Friedrich Zelter nach Berlin in die Lehre geschickt, nun sind Eberweins Lieder nach Weimar zurückgekehrt. Begleitet auf Nanette Streichers Flügel, im fast unveränderten Originalzustand. Ein Instrument mit erstaunlich farbigem Diskant und weichem, runden Klang. Zum Einsatz kommt hier die sogenannte "Wiener Mechanik": der Hammer ist an der Taste selbst angebracht, das Gewicht gering, der Anspielweg kurz, was ein sehr nuanciertes sensibles Spiel ermöglicht.

Rarität von Érard

Und dann ist da noch als Dritter im Bunde der 1811 in Paris gefertigte herrliche Flügel im Empire-Stil von Sébastian Érard. Geordert wurde dies besonders kostbare Tasteninstrument vom Hof in St. Petersburg für die klavierspielende kunstsinnige Zarentochter Maria Pawlowa, verheiratet mit Fürst Carl Friedrich von Sachsen-Weimar. Mit seiner Zugzungenmechanik, einer Innovation Érards, ist der Flügel eine Rarität: der Hammer wird direkt gegen die Saite geschleudert, die Zunge des Hammerstiels mit einem Bügel nach unten gezogen. Fast wie ein Cimbalom klingt das.

Adäquate Interpretationen

Stilsicher und lebendig präsentiert sich die Interpretation der selten zu hörenden Lieder von Zelter und Eberwein durch die in Köln ausgebildete Sopranistin Caterina Maier und den Münchner Bassisten Thomas Stimmel. Und mit der stets sensiblen Klavierbegleitung von Liese Klahn.

Reiches Farbspektrum

Drei historische Hammerflügel auf einer CD, die unterschiedlicher kaum sein könnten mit ihrem eigenen charakteristischen Klang und eigener Anschlagsmechanik - jedes Instrument eine kleine Diva. Sie lassen die "Liedkunst der Goethezeit" bis hin zu Schuberts Zyklus "Schwanengesang" von 1828 in einem reichen Farbspektrum aufblühen – ein sinnlicher Hörgenuss! Abgerundet wird diese schöne Veröffentlichung auch optisch mit einer DVD und einem kleinen Rundgang durch das Weimarer Schloss.

"Klingendes Schloss"

Liedkunst der Goethezeit im Stadtschloss Weimar

Franz Schubert:
"Gesänge des Harfners", op. 12
"Schwanengesang", D 957
Carl Friedrich Zelter:
"St. Nepomuks Vorabend"
Carl Eberwein:
"Lieb’ um Liebe, Stund‘ um Stunde"
"Unvermeidlich"
"Hatem. Nicht Gelegenheit macht Diebe"
"An die Entfernte"
"Trost in Tränen"
"Rastlose Liebe"

Caterina Maier (Sopran)
Thomas Stimmel (Bass)
Liese Klahn (Hammerflügel)

Label: Querstand

Sendung: "Leporello" am 8. März 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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