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CD - Yannick Nézet-Séguin dirigiert "La Mer"

Yannick Nézet-Séguin ist ein gefragter Mann: Wegen des Levine-Skandals übernimmt er die New Yorker Met bereits im Herbst. Die Rotterdamer Philharmoniker gibt er dann ab, aber das Philadelphia Orchestra und das Orchestre Métropolitain de Montréal behält er bei, die kleinere und jüngere Schwester des traditionsreichen Orchestre symphonique de Montréal. Seinem Heimatorchester ist Nézet-Séguin bereits seit dem Jahr 2000 eng verbunden – 2007 haben sie zusammen Werke zum Thema "Meer" aufgenommen, die jetzt zum Debussy-Gedenkjahr erschienen sind.

CD-Cover: Yannick Nézet-Séguin - "La Mer" | Bildquelle: Atma Classique

Bildquelle: Atma Classique

Der CD-Tipp zum Anhören

Rund um Debussys "La Mer" hat der kanadische Pultstar ein Album zum flüssigen Element zusammengestellt, das auch die vier "Meeres-Zwischenspiele" aus Benjamin Brittens Erfolgsoper "Peter Grimes" enthält. Die aufgepeitschte See steht dabei für die ausweglose Lage des Titelhelden. Mit drastischem Zugriff formt Nézet-Séguin akustische Wellenbrecher, findet in Brittens Seelenlandschaften aber auch Debussy-nahe Pastellfarben.

Rhythmischer Verve und lyrischer Schmelz

Als Hommage an seine Heimat präsentiert Nézet-Séguin eine echte Entdeckung: das Orchesterstück "Kaléidoscope" des frühverstorbenen Kanadiers Pierre Mercure. Mercure, der unter anderem bei Nadia Boulanger in Paris studierte, hat sich in seiner Partitur von 1948 passagenweise an Strawinskys "Sacre" orientiert. Wie in einem Kaleidoskop wirbelt Mercure unterschiedliche Stile und Klänge raffiniert durcheinander. Mit unheimlicher Spannung, rhythmischer Verve und lyrischem Schmelz folgen Nézet-Séguin und sein kanadisches Orchester dem schillernden Klangstrom von Mercures Musik – und spüren darin sogar den lässigen Swing eines Glenn Miller auf.

Eine ideale Synthese

Ganz andere, geradezu existenzielle Ausdrucksregionen steckt Debussy in seinem Meisterwerk "La Mer" ab. Bereits vor einem Jahrzehnt hat Nézet-Séguin in diesem Stück sein enormes Talent bewiesen: Analytische Kraft, präzise Artikulation und federnde Energie gehen bei ihm eine ideale Synthese ein. Und er zeigt, was in kontinuierlicher Zusammenarbeit aus einem Kollektiv wie dem Orchestre Métropolitain an Präzision, Flexibilität und Klangkultur herauszuholen ist.

Yannick Nézet-Séguin - "La Mer"

Claude Debussy: "La Mer"; "Prélude à l’après-midi d’un faune"
Benjamin Britten: Four Sea Interludes op. 33a aus "Peter Grimes"
Pierre Mercure: "Kaléidoscope"

Marie-Andrée Benny (Flöte)
Orchestre Métropolitain de Montréal
Leitung: Yannick Nézet-Séguin

Label: Atma Classique

Sendung: "Leporello" am 19. April 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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