BR-KLASSIK

Mehr als 200 Vokal- und Instrumentalwerke hat der musikalisch ungemein prägende Barockkomponist Johann Rosenmüller hinterlassen. Darunter ein reiches Vokaloeuvre mit geistlichen Konzerten, deren Besetzung bis hin zu 25 Stimmen reicht. Das Ensemble 1684, gegründet von Markus Berger und dem Leiter des Leipziger GewandhausChores Gregor Meyer, hat sich spezialisiert auf die mitteldeutsche Barockmusik vor Bach. Im Falle Rosenmüllers und seines 400. Geburtstags hat das in Leipzig ansässige Ensemble außerdem eine rege Forschungs- und Editionstätigkeit entwickelt.

Bildquelle: cpo

Der CD-Tipp zum Anhören

Nicht weniger als fünf der insgesamt zehn Stücke des Albums wurden nämlich eigens aus teils handschriftlichen Quellen neu aufbereitet, auch rekonstruiert, und sind hier erstmals auf CD zu hören. Etwa ein in Venedig komponiertes herrliches Psalmkonzert "Laudate Dominum, omnes gentes" für je zwei Soprane, Alte, Tenöre und Bässe, einen achtstimmigen Capell-Chor, zwei Zinken, drei Posaunen, Streicher und Basso continuo. Präzise, federnd und prononciert agieren Sänger wie Instrumentalisten unter der Leitung von Gregor Meyer, lebendig ist die Wortausdeutung, Details der musikalischen Rhetorik treten plastisch hervor.

Prächtige farbige Bläserchöre

Die deutsch betitelten geistlichen Konzerte stammen aus den Leipziger Jahren Rosenmüllers von 1648 bis 1655, als er Organist an der Nikolaikirche und Lehrer an der Thomasschule war. Mit prächtigen farbigen Bläserchören besticht in Ersteinspielung das gewaltige, chorsymphonisch konzipierte "Nun gibest du, Gott, einen gnädigen Regen" für nicht weniger als 25 Stimmen.

Enfluss von venezianischen Meistern

1655 aber wurde der Komponist, "der sodomitischen Knabenschänderei" verdächtigt, so eine zeitgenössische Quelle, und aller Ämter enthoben floh Rosenmüller nach Italien. Alles in allem nicht zu seinem Nachteil, denn in Venedig gelangte er in den prägenden Einflussbereich von Meistern wie Monteverdi und Cavalli.

Aussagekräftiger Querschnitt

Zehn Werke auf einer Neueinspielung mit dem "Ensemble 1684" und engagierten Sängern wie Monika Mauch, Viola Blache, David Erler, Tobias Hunger, Florian Sievers und Felix Schwandtke. Ein aussagekräftiger Querschnitt durch Rosenmüllers Schaffen. Vor allem schließt diese Einspielung eine große Repertoirelücke und zeigt eindrücklich, welch bedeutsamer Komponist Johann Rosenmüller war: Mit seiner hohen kontrapunktischen und satztechnischen Kunst braucht er sich hinter einem Heinrich Schütz nicht zu verstecken.

Sendung: "Leporello" am 11. Dezember 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK