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CD - Ruggiero Leoncavallo "Zazà"

In der CD-Reihe des Labels "Opera Rara" begegnen uns normalerweise Belcanto-Opern im engeren Sinn, also vergessene Bühnenwerke von Rossini, Donizetti, Bellini und ihren Zeitgenossen aus der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts. Erstmals innerhalb der Edition gibt es jetzt eine Rarität von Ruggiero Leoncavallo: die vieraktige Oper "Zazà".

CD-Cover: Leoncavllos Oper "Zazà" | Bildquelle: Opera Rara

Bildquelle: Opera Rara

CD-Tipp 27.10.2016

Ruggiero Leoncavallos "Zazà"

Wenn der Vater die Mutter verlässt, leidet das Kind darunter. Zazà hat es selbst erlebt – als Kind. Später bringt es die arme Frau gerade mal zur Revuesängerin, verliebt sich prompt in einen vornehmen Mann. Ob er wohl ihr zuliebe Frau und Kind verlässt? Zazà hofft es und schreckt dann doch davor zurück, dass sich ihre eigene Geschichte wiederholt – also eine Andere den Mann verliert, das Kind darunter leidet. Zazà beendet die Beziehung, trennt sich vom Geliebten.

Leoncavallo weiß musikalisch zu imponieren

Für Ruggiero Leoncavallo lag der Erfolg der blutigen Eifersuchtstragödie "Pagliacci" acht Jahre zurück, als am Mailänder Teatro Lirico "Zazà" herauskam, seine fünfte Oper. Sie greift ein damals aktuelles Theaterstück auf, das zwischen den Weltkriegen auch verfilmt wurde: einmal mit Gloria Swanson, einmal mit Claudette Colbert. Manches am Stoff erinnert an die "Kameliendame" bzw. "La Traviata", nur dass hier niemand stirbt! Ungewöhnlich dies, zumal im Verismo. Musikalisch weiß Leoncavallo dennoch zu imponieren.

Maurizio Benini als effektbewusster Koordinator

Ermonela Jaho steht im Rampenlicht der ersten Studioproduktion dieser Oper seit fast 50 Jahren. Die albanische Sängerin erweist sich als Glücksfall für die Titelpartie, als hochexpressiver Sopran mit überlegter Detailgestaltung. Stimmpotent, zeitweise macho-haft repräsentieren der Tenor Riccardo Massi und der Bariton Stephen Gaertner die Männerwelt. Am Dirigentenpult gibt sich Maurizio Benini als effektbewusster Koordinator zu erkennen: Das BBC Symphony Orchestra folgt ihm bereitwillig, als wünschte es der Fangemeinde Leoncavallos kräftigen Zuwachs. Insgesamt ist diese "Zazà" der wichtigste diskografische Impuls für den neapolitanischen Komponisten seit der Ersteinspielung seiner Oper über die Medici vor neun Jahren - als Placido Domingo seine letzte Tenorpartie sang.

Ruggiero Leoncavallo: "Zazà"

Ermonela Jaho, Sopran - Zazà
Stephen Gaertner, Bariton - Cascart
Riccardo Massi, Tenor - Milio Dufresne
Patricia Pardon, Mezzosopran - Anaide
u. a.

BBC Singers
BBC Symphony Orchestra
Leitung: Maurizio Benini

Label: Opera Rara

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