BR-KLASSIK

Ein Poet macht frühmorgens einen Spaziergang. Es ist November . Ein Kojote, ein Waschbär, eine Feldmaus und ein Sperling beobachten ihn und finden, dass der wankende Schein seiner Taschenlampe aussieht wie ein Mond an der Leine. Die amerikanische Komponistin und Big Bandleiterin Maria Schneider hat diese Episode, erzählt in einem Gedicht von Ted Kooser, in Musik gegossen und hat sie auf der neuen CD ihres Orchesters zum Entree in die Welt gemacht, in der sie aufgewachsen ist.

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CD-Tipp 30.11.2015

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Großes, weites, flaches Land in Minnesota, das Zusammenspiel von Natur und Menschen, der zarte Schmetterling, der gewaltige Tornado, der Ruf eines seltenen Vogels, der Klang des Windes im Bohnenfeld, das Gefühl von Gemeinschaft in der großen Weite – all das hat Maria Schneider inspiriert zu Musik, die von der Verbindung mit und der Individualität in der großen Schöpfung erzählt. Und alles in leuchtenden Klangfarben.

Zarte und üppige Klänge

Symphonisch anmutende Pracht zaubert Maria Schneider aus dem weitestgehend gängigen, und nur um ein Akkordeon erweiterten Instrumentarium der Big Band, die sie schon etwas mehr als 20 Jahren leitet. Dabei den Harmonien eine solche Strahlkraft zu verleihen, dem Legato eine solch dynamische Gestaltung, dem wechselhaften Fluss zarter und üppiger Klänge eine so enorme rhythmische Akzentuierung ist ein hohe Kunst, die Maria Schneider unter anderem von Großmeistern wie Bob Brookmeyer und Gil Evans gelernt hat, für die sie in den 80er und 90er-Jahren arbeitete. Wie eine Impressionistin malt sie die Musik, aus der heraus ihre sensationellen Solisten ihre spielerische Persönlichkeit entfalten und Geschichten erzählen.

Rundum Begeisterung

Das ist spannend von der ersten bis zur letzten Minute dieses extrem abwechslungsreichen und dabei extrem konsistenten Albums, das nicht nur ein Ohrenschmaus ist – auch wegen der unmittelbaren Natürlichkeit seiner Klangqualität - , sondern auch eine Augenweide. Selten gab es ein so schönes Booklet mit wunderbaren Bildern und Texten, die einem die Musik sogar noch ein Stück näher bringen. Rundum Begeisterung also für dieses Album, das nur noch zu toppen ist von einem Konzertabend mit dem Maria Schneider Jazz Orchestra.