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CD - Mary-Ellen Nesi: "Archetypon" Arien von Händel bis Paisiello

Wie viele Opern Georg Friedrich Händels haben der griechische Dirigent George Petrou und sein Ensemble Armonia Atenea doch schon auf CD vorgelegt: "Giulio Cesare", "Tamerlano", "Ottone", "Arminio", um nur ein paar Beispiele zu nennen. Nun erschien ein Album mit dem griechischen Titel "Archetypon": Zusammengestellt sind zum Teil erstmals aufgenommene Arien, die uns Heldinnen aus der Mythologie und Antike nahebringen - präsentiert von der Mezzosopranistin Mary-Ellen Nesi.

CD-Cover: Mary-Ellen Nesi - "Archetypon" | Bildquelle: MDG

Bildquelle: MDG

Der CD-Tipp zum Anhören

Eine ausgegrenzte Außenseiterin, ein gedemütigtes Individuum. Gewandelt zur Furie, wird daraus eine Kinder mordende Mutter! Medea ist die wohl zerstörungswütigste Gestalt antiker Literatur – und damit auch die destruktivste Opernfigur. Wie vielfältig die Impulse und Anregungen waren, die Komponisten des 18.Jahrhunderts durch antike Dichter wie Euripides oder Sophokles erhalten haben, zeigt auf dem Album etwa die Gegenüberstellung von Medea und Aristea - in der Arie der Aristea aus Giovanni Paisiellos Oper "L‘Olimpiade".

Große stilistische Bandbreite

Insgesamt dreizehn Arien konfrontieren uns mit elf verschiedenen Theaterwesen, durch die Hör-Brille von sieben Komponisten! Je dreimal sind Händel, Hasse und Porpora vertreten. Vom Hochbarock bis zur Frühromantik reicht die stilistische Bandbreite der Ausdruckspalette. Und der CD-Titel "Archetypon”, zu übersetzen mit "Urbild”, wird durch immer wieder andere Stimm- und Instrumentalfarben ausgemalt.

Unbändige Freude an der Verkleidung

Wer clever konzipierte Arienprogramme zu schätzen weiß, wird keine Sekunde zögern, sich dieses Recital zu beschaffen – zumal manches Stück nie zuvor eingespielt wurde. Das Orchester mit dem Harmonie suggerierenden Namen "Armonia Atenea” hat aufgrund seiner Herkunft eine klare Affinität zur griechischen Tragödie, zum griechischen Mythos. Wer wäre als Interpret kompetenter? Das Ensemblespiel wirkt noch eine Spur beherzter als sonst, weil Dirigent George Petrou seinen Leuten auf dem Podium nicht zu erklären brauchte, warum sie es hier mit den Grundlagen ihrer und unserer Hochkultur zu tun haben. Ähnliches gilt für die Solistin, eine Kanadierin mit griechischen Wurzeln: Die auf der Opernszene heiß begehrte Mary-Ellen Nesi setzt unbändige Freude an der Verkleidung mit Hingabe an die jeweiligen Affekte um. Die stärksten Momente hat der lodernde Mezzosopran, die flammende Interpretationshaltung der Künstlerin nicht zufällig als italienische Medea Händels und französische Medée Cherubinis: Typisch patriarchalischem Betrug ausgesetzt, erleidet die arme Frau so etwas wie einen Genickbruch für das Ego.

Mary-Ellen Nesi - "Archetypon"

Arien aus Opern von
Andrea Stefano Fiorè ("Pirro")
Luigi Cherubini ("Medée")
Johann Adolf Hasse ("Orfeo", "Issipile", "Irene")
Georg Friedrich Händel ("Teseo", Hercules", Admeto")
Nicola Antonio Porpora ("Deianira, Iole ed Ercole", "Andromeda liberata", "Polifemo")
Giovanni Paisiello ("L‘Olimpiade")
und
Christoph Willibald Gluck ("Alceste")

Mary-Ellen Nesi (Mezzosopran)
Armonia Atenea
Leitung: George Petrou

Label: MDG

Sendung: "Leporello" am 15. Mai 2018 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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