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CD - Mette Henriette "Mette Henriette"

Eine Musik, die ganz leise an die Tür klopft. Oder besser: die wie ein sanfter Lufthauch dagegen bläst. Es ist Musik einer jungen Saxophonistin und Komponistin aus Norwegen. Mette Henriette Martedatter Rolvag heißt sie. Und sie feiert ihr leises und klanglich ungemein feines internationales Debüt gleich mit einer Doppel-CD.

CD-Cover: "Mette Henriette" | Bildquelle: ECM

Bildquelle: ECM

CD-Tipp 07.01.2015

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Die erste dieser CDs: Aufnahmen im Trio – mit Saxophon, Klavier und Violoncello. Dabei fesselt, wie zart sich die Klänge der drei Instrumente hier ineinander blenden oder sich ihre Farben mit feinen Tupfern ergänzen. Musik, die sinnlich ist, die sich behutsam nähert und die dazu einlädt, sie gleichsam mit den Fingerspitzen zu erfühlen. Etwa wenn die Töne des Saxophons und die fast flötenden Klänge des Cellos sich beinahe aneinander angleichen – zu einer Klavierbegleitung, die wie ein Echo erscheint. Wer ist wer? Musik für Lausch-Abenteurer. Und das ist auch bei der zweiten CD dieses Doppelalbums so. Die hat Mette Henriette mit einer großen, insgesamt 13-köpfigen Besetzung aufgenommen. Sechs Streichinstrumente sind dabei – darunter diejenigen des klassischen Cikada String Quartet. Außerdem Saxophon, Posaune, Trompete, Bandoneon, Klavier, Bass, Schlagzeug – und sogar eine singende Säge.

Sinn für Klang und für Entfaltung

Insgesamt 35 ziemlich kurze Stücke sind auf den beiden CDs zu hören. Musik, die dabei auf höchst spannende Art in sich ruht. Ein Mosaik aus leisen Momenten. Mit einer ganz eigenen, fein gearbeiteten und in ihrer scheinbaren Schlichtheit doch archaischen Schönheit. Sinn für Klang, für Entfaltung, für außergewöhnliche Stimmungen hat diese erst 24-jährige Musikerin. Sie wuchs in Trondheim auf, spielte zuerst Trompete in einer Blaskapelle und stieß als Jugendliche in der Wohnung einer Tante auf ein Saxophon, das sie sofort faszinierte. Vor wenigen Jahren, so zumindest nach eigener Schilderung, kam sie bei einem Konzert des Bandoneon-Spielers Dino Saluzzi in Oslo mit dem Plattenproduzenten Manfred Eicher ins Gespräch. Er hat nun diese Doppel-CD mit ihr gemacht.

Die Neugier aufgesperrter Ohren

Ein großartiges Debüt. Musik mit magnetischer Kraft. Töne, die viel Schönklang und auch viel Pathos zulassen – und dabei nirgends seicht oder vordergründig werden. Und die zwischendrin auch furios ausbrechen können. Töne, aus denen eine enorme Neugier besonders aufgesperrter Ohren spricht. Eine Klang-Entdeckerin, eine Nuancen-Enthüllerin scheint Mette Henriette zu sein. Fast drei Dutzend Stücke hört man hier, und kein einziges ist zu viel.

"Mette Henriette"

Mette Henriette (Saxophon)
Johan Lindvall (Klavier)
Katrine Schiott (Violoncello)
Henrik Norstebo (Posaune)
Eivind Lonning (Trompete)
Sara Övinge (Violine)
Karin Hellqvist (Violine)
Odd Hannisdal (Violine)
Bendik Bjornstad Foss (Viola)
Ingvild Nesdal Sandnes (Violoncello)
Andreas Rokseth (Bandoneon)
Per Zanussi (Bass)
Per Oddvar Johansen (Schlagzeug, Säge)

Label: ECM

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