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CD - Frieder Bernius dirigiert Mozarts c-Moll-Messe

Die unabgeschlossenen Werke großer Komponisten zu vervollständigen, das ist ein beliebter Sport. Fast immer ranken sich darum Mythen, Rätsel und romantische Vorstellungen, besonders, wenn der Komponist über seiner Arbeit verstorben ist. Bruckners Neunte ist so ein Fall und Mahlers Zehnte, oder auch das Requiem von Mozart.

CD-Cover: Frieder Bernius dirigiert Mozarts c-Moll-Messe | Bildquelle: Carus

Bildquelle: Carus

CD-Tipp 25.01.2017

Der CD-Tipp zum Anhören

Zusammen mit dem Requiem bildet die Große Messe in C-Moll den Höhepunkt der geistlichen Werke Mozarts – und auch diese ist niemals fertiggestellt worden. Stimmverläufe wurden nicht ausnotiert, die Instrumentation ist nicht vollständig, ganze Partiturteile sind verloren oder nur durch Abschriften erhalten.

Perfekte Balance

Der Dirigent Frieder Bernius hat schon viele Aufführungsfassungen der c-Moll-Messe ausprobiert. Doch die waren ihm meist zu extrem. Da gibt es einerseits die minimalistischen Ansätze, bei denen gerade mal das nur unbedingt Nötige ergänzt wird, um das Werk überhaupt spielbar zu machen. Auf der anderen Seite steht das zwangsläufig subjektive Zu-Ende-Komponieren, eine musikalisch-kreative Nachschöpfung der Klangwelt des Komponisten. Für eine Neuausgabe arbeitete Bernius nun mit dem Musikwissenschaftler Uwe Wolf zusammen. Nach historischen Vorbildern sowie genauer Kenntnis der Kompositionen und Kompositionsgewohnheiten Mozarts restaurierten die beiden einen möglichen Originalklang. Penibel wurde darauf geachtet, Zugaben, die nicht von Mozart stammen, zu vermeiden. Außerdem wurde das Ergebnis mehrfach auf seine Praxistauglichkeit getestet. Damit wurde nichts Geringeres erreicht, als eine perfekte Balance auf dem Stand der aktuellen aufführungspraktischen und musikgeschichtlichen Erkenntnisse.

Neuer Standard

Diese Balance zeichnet auch die Aufnahme aus, die Frieder Bernius mit Kammerchor und Hofkapelle Stuttgart parallel zur Veröffentlichung der neuen Ausgabe eingespielt hat. Die Tempi sind angemessen, weder forciert noch zu breit, der Klang ist nicht zu schlank und nicht zu dick, warm und gleichzeitig transparent. Auch die Emotionalität hält sich genau zwischen den Polen von kühler Distanz und Gefühlsüberschwang. Diese c-Moll-Messe setzt einen neuen Standard.

Wolfgang Amadeus Mozart: Große Messe c-Moll, KV 427

Sarah Wegener (Sopran)
Sophie Harmsen (Mezzosopran)
Colin Balzer (Tenor)
Felix Rathgeber (Bass)

Kammerchor Stuttgart
Hofkapelle Stuttgart
Leitung: Frieder Bernius

Label: Carus

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