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CD - Sawallisch dirigiert Mozart Così fan tutte

Rund 20 Opernaufnahmen aus dem Münchner Nationaltheater gibt es bisher in der Edition "Bayerische Staatsoper live" - darunter aber nur einen einzigen Mozart! Dem "Don Giovanni" von 1973 folgt nun "Così fan tutte" von 1978: Wieder steht der damalige Generalmusikdirektor Wolfgang Sawallisch an der Spitze eines attraktiven Sängerensembles. Namen wie Margaret Price und Brigitte Fassbaender, Peter Schreier und Theo Adam sprechen für sich.

CD-Cover Wolfgang Amadeus Mozart "Così fan tutte" | Bildquelle: Orfeo

Bildquelle: Orfeo

Der CD-Tipp zum Anhören

Mit einer ungewöhnlich üppigen Streicherbesetzung lässt Wolfgang Sawallisch das Bayerische Staatsorchester auf "Così fan tutte", Mozarts letzte opera buffa los: Dennoch prägen zum Teil rasante Energiewerte das Musizieren - alles fließt organisch. Erst damals, anno 1978, fand die Originalfassung des Werkes in die Opernmetropole München, zuvor hatten Bearbeitungen  den Blick auf dieses wohl modernste Bühnenstück Mozarts verstellt. Worum geht’s da noch mal? Unter der Maske zweier Fremder werben zwei junge Männer während einer fingierten Trennungsphase über Kreuz um ihre Verlobten. Der Herren Schwindel beschert den Damen Schwindel. Am Ende des Liebesexperiments stehen alle vier Menschen vor den Trümmern ihrer Beziehungen. Wie Sawallisch weiß (und das hört man!), will Mozart hier einen erotisch aufgeladenen Blick in die Untiefen menschlicher Seelenlandschaften werfen.

Mozarts vielleicht schönste Liebeserklärung

"Soave sìa il vento": Nicht nur im zauberhaften, punktuell abgründigen Terzettino Fiordiligi-Dorabella-Alfonso entfalten sich kostbare, exquisite Stimmen. "Come scoglio", die Bravourarie der Fiordiligi, gerät Margaret Price angemessen heroisch, der einzigartige Glockenklang des walisischen Sopranjuwels füllt den Raum mühelos.

Die vielleicht schönste Liebeserklärung Mozarts, "Un’aura amorosa", gelingt Peter Schreier hochdifferenziert, atemtechnisch spektakulär. Ferrando steht ja gegenüber Guglielmo unter Konkurrenzdruck, weil er bei der Braut des andern als erster zum Ziel kommen will, zugleich aber hofft, dass die Verlobte standhaft bleibt und damit den eigenen Wert als Liebhaber belegt.

Blick in die Untiefen menschlicher Seelenlandschaft

Neben dem Ferrando von Peter Schreier punktet auch der Guglielmo von Wolfgang Brendel, der sich an der Seite von Dorabella alias Brigitte Fassbaender mehr als wacker schlägt. Und Reri Grist gibt das Luder mit Hang zum Gewöhnlichen, so dass man sich bei dieser Despina gut vorstellen kann, welches Verführer-Interesse ihr gegenüber Alfonso hat. Da Theo Adam den Strippenzieher als sanften Zyniker anlegt, hat man durch dieses Live-Dokument am Ende den intendierten Denkstoff: Harmonieren die neuen Paare nicht viel besser miteinander als die alten?

Wolfgang Amadeus Mozart: Così fan tutte

Margaret Price (Fiordiligi, Sopran), Brigitte Fassbaender (Dorabella, Mezzosopran), Wolfgang Brendel (Guglielmo, Bariton), Peter Schreier (Ferrando, Tenor), Reri Grist (Despina, Sopran), Theo Adam (Don Alfonso, Bass)

Chor der Bayerischen Staatsoper
Bayerisches Staatsorchester
Leitung: Wolfgang Sawallisch

Label: Orfeo

Sendung: "Leporello" am 5. März 2018 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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