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CD - "Don Giovanni" Wolfgang Amadeus Mozart

Der italienische Bassbariton Ruggero Raimondi war 31 Jahre alt, als er bei den Münchner Opernfestspielen 1973 in der Rolle des Don Giovanni nicht nur auftragsgemäß die Frauen verführte, sondern zudem das Münchner Publikum zu Beifallsstürmen hinriss und damit zum Shootingstar avancierte. Sechs Jahre später sollte er dann in der Joseph-Losey-Verfilmung der Mozart-Oper als dämonischer Lüstling auch auf der Kinoleinwand Erfolge feiern. Aber bleiben wir bei der Münchner Aufführung.

CD-Cover: Wolfgang Amadeus Mozart - Don Giovanni | Bildquelle: Orfeo

Bildquelle: Orfeo

CD-Tipp 28.03.2015

Wolfgang Amadeus Mozart: Don Giovanni

Ein bemerkenswerter Opernabend muss das gewesen sein bei der Eröffnung der Opernfestpiele am 12. Juli. Wolfgang Sawallisch dirigierte, Günther Rennert führte Regie, und das Mozart-Ensemble, das hier versammelt war, lässt sich auch aus heutiger Sicht nur als Traumbesetzung bezeichnen. Neben Raimondi sang Margaret Price die Donna Anna, Julia Varady war Donna Elvira, Lucia Popp Zerlina, Stafford Dean Leporello, Hermann Winkler Don Ottavio und Kurt Moll sang den Komtur.

Lyrische Farben und Dämonie

Mit seinem warm getönten Bassbariton stürzt sich Raimondi feurig in den Kampf um die Frauenherzen und schafft es – in jeder Situation wendig und überzeugend –, das Changieren zwischen auftrumpfender Geste, lyrischen Farben und Dämonie in die Stimme zu legen. Margaret Price gibt eine souverän-kraftvolle Donna Anna, Julia Varady versucht, den abtrünnig gewordenen Don Giovanni mit flackernder Intensität zurückzugewinnen und schlägt ihn damit doch wieder in die Flucht, Lucia Popp beschert mit ihrem glockenhellen Sopran jugendlich-reines Mozartglück, und Kurt Moll ist auch in dieser Aufnahme ein Charakterbass von existentieller Dimension.

Historische Opernsternstunde

Wolfgang Sawallischs Dirigat hält die Spannung von der ersten bis zur letzten Note. Punktgenau entlockt er dem Bayerischen Staatsorchester die Ausdrucksfarben, die Mozarts "Dramma giocoso" zu bieten hat. Leidenschaft und dramatische Wucht wechseln sich ab mit den höchst sensibel gestalteten Schönheiten der Partitur und Mozarts abgründigen Tiefendimensionen – eine Opernsternstunde, der man durchgehend anhört, dass es sich um einen Livemitschnitt handelt. Sie atmet Theaterluft, was den Reiz und das Spannungsmoment noch erhöht. Über – wie es im Beiheft der 3-CD-Box heißt – "kleine Unebenheiten und Schwächen" hört man da mit Freuden hinweg. Und die leichte Patina im Klangbild stört nicht im Geringsten. Im Gegenteil: Sie macht auf sympathische Weise bewusst, dass es nicht immer das brandneue Hochglanzprodukt sein muss, und dass zeitliche Entfernung für eine zeitlose Interpretation kein Problem ist.

Wolfgang Amadeus Mozart: Don Giovanni

Ruggero Raimondi, Bariton – Don Giovanni
Kurt Moll, Bass – Il Commendatore
Margaret Price, Sopran – Dona Anna
Hermann Winkler, Tenor – Don Ottavio
Julia Varady, Sopran – Donna Elvira
Stafford Dean, Bariton – Leporello
Enrico Fissore, Bariton – Masetto
Lucia Popp, Sopran – Zerlina
Chor der Bayerischen Staatsoper
Bayerisches Staatsorchester
Leitung: Wolfgang Sawallisch
Label: Orfeo

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