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CD - Wolfgang Amadeus Mozart "Le nozze di Figaro"

Mozarts erste bedeutende opera buffa, "Le nozze di Figaro", erfreut sich von jeher großer Beliebtheit. Gelegenheit zur Wiederbegegnung auf CD bietet jetzt der kanadische Dirigent Yannick Nézet-Séguin, denn sein Baden-Badener Mozart-Opernzyklus, ein langjähriges Projekt der Deutschen Grammophon, ist nach "Don Giovanni", "Così fan tutte" und der "Entführung aus dem Serail" inzwischen bei "Le nozze di Figaro" angekommen. Die Sängerprominenz reicht diesmal von Thomas Hampson bis Rolando Villazón.

Wolfgang Amadeus Mozart: "Le nozze di Figaro" | Bildquelle: Deutsche Grammophon

Bildquelle: Deutsche Grammophon

CD-Tipp 14.09.2016

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Es ist der Eros, dem Mozart in dieser Oper konsequent nachspürt: Das zeigt die Baden-Badener Interpretenschar beileibe nicht als erste, aber so nachdrücklich wie wenige unter den zahlreichen Rivalen der "Figaro"-Diskografie. Die musikalisch bekräftigte These Mozarts lautet: Des Menschen eigentlicher An-Trieb, der Urgrund seines Lebenswillens, ist die erotische Begierde …

Nézet-Séguin erfüllt alle Erwartungen

Immerhin positioniert sich hier nicht nur der Chef des Philadelphia Orchestra, das zu den "Big Five" Amerikas zählt. Auf den Operndirigenten Yannick Nézet-Séguin darf seit seiner Berufung an die Spitze der MET, des renommiertesten amerikanischen Opernhauses, mit noch respektvolleren Augen geschaut werden als bei den vorangegangenen Etappen seines Mozart-Zyklus. Der Kanadier erfüllt auch beim "Figaro" alle Erwartungen: Er weiß und belegt an der Spitze des Chamber Orchestra of Europe, dass man auch mit konventionellen Instrumenten im Tutti federleicht musizieren kann. Abseits jeglicher Tempo-Extreme stellt sich ein natürlicher Fluss der Töne her. Wem etwa das aggressive Temperament von Teodor Currentzis bei Mozart übertrieben scheint, schlicht zu weit geht, liegt bei Nézét-Séguin goldrichtig. Mit dem Blick für Proportionen balanciert er die subtilen Höhenflüge und Abgründe der Musik aus, und wo es sein muss, lässt auch er Mozart als aufmüpfigen Rebellen am Vorabend der Französischen Revolution erscheinen.

Beeindruckender Ensemblegeist

Dass sich die Sänger in sechs, wenn nicht sieben Fällen das Prädikat "gut", wo nicht "sehr gut" verdienen, ist bei "Figaro"-Aufnahmen keine Seltenheit, aber tatsächlich auch hier wieder so: Thomas Hampson betont den Kavalier alter Schule bei Almaviva, Luca Pisaroni den trotzigen Widersacher bei Figaro. Das Objekt beider Begierde, Susanna, stellt in Gestalt von Christiane Karg eine aparte Verlockung dar. In allen drei Etagen der weiblichen Stimmlagen gibt es Überraschungen der angenehmsten Art: bei Sonya Yoncheva als Gräfin, Angela Brower als Cherubino, Anne Sofie von Otter als Marcellina. Die kleine Partie des Basilio ist wohl noch nie so prominent besetzt worden wie diesmal - mit Rolando Villazón, vergnügt unterwegs im Charakterfach! Und wenn es ernst wird, zeigen die Stars alle, zu welchem Ensemblegeist sie fähig sind. Selbst Mozartianer, die den "Figaro" schon zwölf Mal im Regal stehen haben, sollten darüber nachdenken, ob ihnen diese Novität als Nr. 13 nicht noch neue Glücksmomente bescheren könnte. Es spricht viel dafür.

Wolfgang Amadeus Mozart: "Le nozze di Figaro"

Thomas Hampson, Bariton - Conte Almaviva
Sonya Yoncheva, Sopran - Contessa Almaviva
Luca Pisaroni, Bass - Figaro
Christiane Karg, Sopran - Susanna
Angela Brower, Mezzosopran - Cherubino
Anne Sofie von Otter, Alt - Marcellina
Rolando Villazón, Tenor - Basilio
u. a.

Vocalensemble Rastatt
Chamber Orchestra of Europe
Leitung: Yannick Nézet-Séguin

Label: Deutsche Grammophon

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