BR-KLASSIK

Arvo Pärt ist ein Meister der Erschaffung lichter, von großer Fragilität getragener Klangwelten. Dabei führt er musikalische Linien, die weit in die Tradition der östlich-orthodoxen Kirche zurückreichen mit Anleihen aus der Welt des Mittelalters, der Renaissance und modernem Klangempfinden zusammen. Auf diese Weise entstehen faszinierende Klangschöpfungen, wie sie auf der neuesten CD des BR-Chores und des Münchner Rundfunkorchesters zu hören sind. Kompositionen, die eine große Expressivität, mystische Tiefe und archaische Kraft ausstrahlen.

Bildquelle: BR, Astrid Ackermann, Montage: BR

CD-Tipp 02.05.2015

Arvo Pärt: Chorwerke

Doch bei allem Erhabenen, das Arvo Pärts Musik auszeichnet, sind Grundlage und Ausgangspunkt immer die Stille und die Einfachheit des Materials. Oft sind dies nur liegende Dreiklangstrukturen mit dissonanten Reibungen, die an Glockenklänge erinnern. Was Pärt damit anstrebt und was er vermitteln möchte, ist eine "Sehnsucht nach der Reinheit des Klangs". Pärt selbst sagt dazu, er habe das Bedürfnis, sich zurückzuziehen und etwas Objektives darzustellen: "Je mehr wir ins Chaos geworfen werden, desto mehr müssen wir an der Ordnung festhalten. Das ist das einzige, das uns ein wenig ins Gleichgewicht bringt und Überblick, Distanz und ein Bewusstsein vom Wert der Dinge verschafft."

Atmosphärische Dichte und sphärische Transparenz

Die Hauptwerke auf dieser CD sind Arvo Pärts 1985 uraufgeführtes Te Deum für drei Chöre, präpariertes Klavier, Streichorchester und Tonband sowie die Berliner Messe für gemischten Chor und Streichorchester, die er 1990 für den 90. Katholikentag in Berlin schuf. Dem Chor des Bayerischen Rundfunks und dem Streicherensemble des Münchner Rundfunkorchesters gelingt es unter Peter Dijkstras Leitung auf berührende Weise, die atmosphärische Dichte, die religiöse Tiefe und die sphärische Transparenz dieser Musik zu gestalten und Ereignis werden zu lassen. Als das Konzert, in dem die Berliner Messe erklang, im Februar 2012 in der Süddeutschen Zeitung besprochen wurde, fiel die Kritik geradzu hymnisch aus. Sie trug die Überschrift: "Überwältigt". Auf dieser CD-Neuerscheinung ist dieser Eindruck eingefangen: überwältigende Musik in einer maßstabsetzenden Interpretation.