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CD - Patricia Kopatchinskaja "Take Two"

Sie ist ein Energiebündel, eigensinnig, und sie steht gern barfuß auf der Bühne: Die Geigerin Patricia Kopatchinskaja. Sie spielt Volkmusik in der Tradition ihrer Eltern, Folklore-Musikern aus Moldawien. Sie spielt die großen Konzerte des Geigenrepertoires und sie setzt sich enthusiastisch für zeitgenössische Musik ein.

Patricia Kopatchinskaja - Take Two | Bildquelle: Alpha

Bildquelle: Alpha

CD-Tipp 03.12.2015

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Tausend Jahre Musikgeschichte präsentiert sie auf ihrer neuen CD – von Kirchenmusik aus dem elften Jahrhundert bis zu wilden Stücken für Geige, Elektronik, Plattenspieler und Stimmakrobatik. "Mit diesem Stück putzen wir mal die Ohren, die sind ja ganz verstopft mit alter Klassik. Überhaupt wollen wir auf dieser CD keine großen Klassiker wie Bach, Beethoven, Brahms. Davon gibt es genug. Wir wollen Neues oder wenig Bekanntes" – so heißt es im Booklet über das erste Stück, eine Komposition des Venezolaners Jorge Sanchez-Chiong. Wir wollen Neues - das ist mal ein Ansatz für eine CD, die sich immerhin an ein Publikum von 0 bis 100 richtet – wohlgemerkt an "junge Leute" von 0 bis 100. Ihrer kleinen Tochter hat Patricia Kopatchinskaja diese CD gewidmet, mit Duetten aus tausend Jahren Musikgeschichte. "Take Two", das ist der Titel, das ist das Motto. Da ist immer die Geige, und dann sind da als Partner: Ein DJ-Plattenspieler, Gitarre, Gambe, Cembalo, Trommel, Okarina.

Funken sprühen, Kuckucke singen

"Take Two" – das ist eine CD, und das ist ein Booklet, das eher wie ein Buch daher kommt. Darin finden sich kleine Geschichten zur Musik und zu den Musikern. Fantasievolle Bilder, die Kopatchinskayas Tochter gemalt hat. Und: Es finden sich kleine Dialoge zwischen Mutter und Tochter. Auf die Frage der Mutter: "Was passiert denn, wenn ein Mensch zu einem anderen dazukommt" antwortet die kleine Alice:
"Vielleicht verliebt man sich, oder sie werden Freunde, oder Nachbarn, oder Feinde! Oder vielleicht zieht der eine in das Haus des anderen..." ...oder sie greifen zu den Instrumenten, inspirieren sich, lassen die Funken sprühen. Lassen den Kuckuck singen oder die Musketiere marschieren.

Mittelalter trifft Gegenwart

Oder sie machen einen Ausflug in die Bergwelt – mit Musik von John Cage, die sich für Patricia Kopatchinskaja anfühlt wie "eine kühle Berührung und das Rauschen eines klaren Flusses weit oben in den stillen Gebirgen. Und manchmal darf man auch die jahrtausendalten Steinchen vom Ufer hineinwerfen und sie unendlich beim Springen und Verschwinden beobachten". John Cage, Heinz Holliger, Jorge Sanchez-Chiong – zeitgenössische Komponisten neben Heinrich Ignaz Franz von Biber oder mittelalterlicher Musik aus alten Gesangsbüchern.

Vorlesen, Lauschen, Staunen

Das alles lädt ein zum Entdecken  von Klängen, zum Vorlesen, zum Lauschen, wie eine Kindergeschichte zu Musik wird, oder zum Staunen, wie ein Komponist den Klang von tropfendem Wasser in Noten verwandelt und wie dann wieder Musik daraus wird. Take Two – warum nicht zu zweit diese Musikexpedition wagen, jung und alt, auf dem Sofa, beim Frühstück, im Kinderzimmer.

Mehr als eine Geigerin

Dieses CD-Projekt sagt viel über Musik, über den reichen, farbenprächtigen Horizont, der die Welt der Musik überspannt, seit Jahrhunderten, und es sagt: Patricia Kopatchinskaja ist viel mehr als eine Geigerin. Sie ist ein ganzer Kosmos der Kreativität. Und die ist der wahre Ursprung von Virtuosität.

Patricia Kopatchinskaja - Take Two

Duette aus 1000 Jahren Musikgeschichte für junge Leute von 0 bis 100 Jahren
Werke vom 11. bis 21. Jahrhundert
Patricia Kopatchinskaja (Violine)
Diverse Musiker
Label: Alpha Classics

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