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CD - Peter Ruzicka "Clouds 2" / Streichquartet Nr. 7

Intendant der Salzburger Festspiele, Künstlerischer Leiter der Münchner Biennale für Zeitgenössisches Musiktheater, Dirigent, Komponist mit Aufträgen weltweit, Hochschulprofessor, Präsident der Theaterakademie: Peter Ruzicka ist international einer der erfolgreichsten Orchester- und Festivalmanager sowie selbst schaffender Künstler – eine seltene Liaison. Das Minguet Quartett ist dabei, all seine Werke für Streichquartett einzuspielen. Und dazu gehört auf der vorliegenden CD auch "Clouds 2" für Quartett und Orchester.

CD-Cover Peter Ruzicka: "Clouds 2" / Streichquartet Nr. 7 | Bildquelle: NEOS

Bildquelle: NEOS

Der CD-Tipp zum Anhören

Wolken sind eine wunderbare Inspirationsquelle – zwischen einem gerade noch erkennbaren Schweif am Himmel und den klar konturierten Kumulus-Ungetümen liegen unendlich viele Bilder und Assoziationen. Und dann wäre da noch die Vorstellung, was sich eigentlich in einer Wolke alles abspielt: Da zuckt und flimmert es, eckt mal an, verschwindet wieder. Und vielleicht braut sich ja auch was zusammen.

Rückzugsort und Labor

Die "Clouds" von Peter Ruzicka sind aber keine Programmmusik – sie sind eine Art Rückzugsort und Labor für etwas, wonach Ruzicka selbst noch sucht. Und unter anderem bei alten Bekannten fündig wird: bei Wagner, Bruckner und Schreker, der vor rund 100 Jahren eine Oper schrieb, die quasi Pate steht für dieses Werk. Titel: "Der ferne Klang".

Fluss und Abbruch

Der Klang, seine Entstehung und seine Entwicklung sind Merkmale von Ruzicka, die sich in vielen seiner Werke wiederfinden – gerne durchsetzt mit historischen Anspielungen. Dabei sucht er geradezu die ganz Großen. Celan, Hölderlin, Walter Benjamin etwa für die Bühne. Im Streichquartett Nr. 7 hat sich Ruzicka sogar mit dem cis-Moll Quartett von Ludwig van Beethoven beschäftigt – ein heikles Wagnis. Wer sich aber auf das Wagnis einlässt, wird belohnt. Ruzicka ist zu klug und handwerklich versiert, um Beethoven blind oder platt nachzuahmen. Es geht ihm um die tiefere Ebene dahinter oder darunter. Um ein Gefühl von Gegenseitigkeiten. Von grob und sanft, Dur und Moll. Von Fluss und Abbruch.

Seriöse kompositorische Auseinandersetzung

Dieses Gefühl über die Dauer von rund 40 Minuten aufrecht zu erhalten, immer wieder anders zu beleuchten, ohne uninteressant zu sein, ist zum einen Ausdruck einer seriösen kompositorischen Auseinandersetzung. Aber vor allem auch Verdienst der Interpreten. Was das Minguet Quartett bei aller klassischen Spielweise für Farben und Spannung aus seinen Instrumenten holt, ist großartig. Keine Note ist nur gespielt, jedes Detail mit voller Überzeugung und hellwach verständlich gemacht. Da ist er mal wieder, der oft zitierte und selten eingelöste Funken, der überspringt.

Das Minguet-Quartett spielt Peter Ruzicka

Peter Ruzicka:
"Clouds 2"
"…possible-à-chaque-instant", Streichquartett Nr. 7

Minguet Quartett
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Peter Ruzicka

Label: NEOS

Sendung: "Leporello" am 22. Juni 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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