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CD - Philippe Jaroussky "La Storia di Orfeo"

Von Apoll, dem Gott der Künste, insbesondere der Musik, der Dichtkunst und des Gesangs, bekam er eine Lyra geschenkt. Mit seiner Stimme und seinen Instrumentalklängen konnte er so zauberhaft musizieren, dass er Götter und Menschen betörte. Die Bäume neigten sich ihm zu, wenn er spielte, die wilden Tiere wurden friedlich, selbst die Felsen weinten angesichts der Schönheit seines Gesangs. Orpheus gilt als der erste Barde und ist in der Musikgeschichte eine zentrale Figur.

CD-Cover: Philippe Jaroussky - "La Storia di Orfeo" | Bildquelle: Erato

Bildquelle: Erato

CD-Tipp 24.3.2017

Der CD-Tipp zum Anhören

Schon Claudio Monteverdi komponierte 1607 eine "Favola in musica" über ihn, die erste Oper überhaupt. Unzählige andere Stücke folgten, von Schütz, Rameau und Telemann. Gluck s Offenbach. Henze, Strawinsky und Philipp Glass. Von Reinhard Mey, Nick Cave und den Söhnen Mannheims. Der Sänger mit der irren Stimme, der sich in der Unterwelt nach seiner Frau Eurydike umsieht und sie drum für immer verliert, zieht bis heute. Egal, ob E oder U.

Jarousskys persönliche "Orfeo"-Story

Frankreichs populärster Countertenor Philippe Jaroussky, der Mann mit der Engelsstimme und dem Faible für Barockmusik, ist Orpheus seit langem musikalisch auf der Spur. Anstatt sich allerdings für ein Werk zu entscheiden, hat Jaroussky drei der berühmtesten Vertonungen zusammengepackt und sich mit dem versierten Ensemble "I Barocchisti" unter Diego Fasolis seine eigene persönliche "Storia di Orfeo" gebastelt. Monteverdis Oper ist der Dreh- und Angelpunkt der CD, ergänzt wird die kurzweilige und dramaturgisch absolut überzeugende Orpheus-Maßarbeit durch Luigi Rossis Stück von 1647 und Antonio Sartorios Variante von 1672.

Barockerfahren und stilsicher

Jaroussky hat bei der Komposition seiner "Storia di Orfeo" minutiös auf die Handlung der Geschichte geachtet und dabei zugleich aus allen drei Opern die wichtigsten Szenen spannend miteinander kombiniert. Dank der barockerfahrenen, stilsicheren ungarischen Sopranistin Emöke Baráth findet sich so Rossis Arie "Mio ben, teco il tormento" ebenso in dieser Orfeo-Eigenmixtur wie Sartorios Duett "Cara e amabile catena".

Betörend, schmeichelnd, sinnvernebelnd

Dramaturgischer und musikalischer Höhepunkt des 64-Minuten-Pasticcios, das stilistisch erstaunlich nahtlos ineinander fließt, ist Monteverdis große Arie "Possente spirto". Acht Minuten feinster Gesang, betörend, schmeichelnd, sinnvernebelnd, zum Zweck, den Fährmann Charon weichzuklopfen, um zu Eurydike in die Unterwelt zu gelangen. Philippe Jaroussky gestaltet stimmlich souverän, mit Geschmack für die Verzierungen, weder zu überbordend, noch zu wenig eindringlich - ein Meisterwerk vokaler Verzauberung. So dass dank dieser Aufnahme jeder versteht: Egal, wer der Komponist sein mag, dieser Orpheus singt wirklich zum Steinerweichen schön.

Philippe Jaroussky - "La Storia di Orfeo"

Orchesterstücke, Arien und Duette aus Opern von Antonio Sartorio, Luigi Rossi und Claudio Monteverdi

Philippe Jaroussky (Countertenor)
Emöke Barath (Sopran)
I Barocchisti
Leitung: Diego Fasolis

Label: Erato

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