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CD - Bach & Weiss Sonaten für Violine und Laute

Im Jahr 1739 besuchte der Dresdner Hoflautenist Silvius Leopold Weiss den großen Thomaskantor Johann Sebastian Bach in Leipzig. Die beiden improvisierten in leidenschaftlichem Wettstreit und Bach bearbeitete hierfür eine umfangreiche Lautensuite seines langjährigen Freundes Weiss für die neue Besetzung Violine und Cembalo. Inspiriert von dieser Begegnung, liefern der Barockgeiger Johannes Pramsohler und der Lautenist Jadran Duncumb nun ihre eigene Rekonstruktion dieser A-Dur-Suite BWV 1025, die sehr klar und intim wirkt.

CD-Cover: "Bach & Weiss" | Bildquelle: Audax Records

Bildquelle: Audax Records

Der CD-Tipp zum Anhören

Beide Instrumente sind in dieser 2015 in Toblach entstandenen Aufnahme ebenbürtig wiedergegeben: der feine Lautenklang ausgesprochen konzertant und präsent, die voluminösere Geige sehr kultiviert, präzise und transparent.

Feinste Nuancen im Detail

Mit großem klanglichen Schmelz und feinsten Nuancen im Detail besticht das Spiel beider Künstler, die auf der CD auch solistisch zu erleben sind: Jadran Duncumb, der englische und kroatische Wurzeln hat und Schüler von Lauten-Koryphäen wie Jakob Lindberg und Rolf Lislevand war, etwa mit einer Solosuite von Silvius Leopold Weiss.

Zu den Interpreten

Johannes Pramsohler, in Südtirol geboren und in Paris zu Hause, hat sich als Barockinterpret auf Konzerttourneen in ganz Europa einen Namen gemacht, sowohl als gefragter Solist und Konzertmeister als auch mit dem von ihm gegründeten Ensemble Diderot. Er spielt eine "Pietro Giacomo Rogeri", 1713, die er nach der Auflösung von Musica Antiqua Köln von Reinhard Goebel übernahm.

Jadran Duncumb gewann als Gitarrist die Kategorie "Saiteninstrumente" des "BBC Young Musician of the Year" und studierte anschließend klassische Gitarre bei Gary Ryan und Laute bei Jakob Lindberg am Royal College of Music in London. 2015 schloss er sein Studium (Barocklaute, Barockgitarre und Basso continuo) an der Staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen bei Prof. Rolf Lislevand mit Auszeichnung ab und gewann im selbe Jahr den ersten Preis beim "Murizio Pratola" Lautenwettbewerb in L'Aquila.

Goebels Geige

Der Südtiroler Barockgeiger Johannes Pramsohler hat sich für Bachs vielgespielte d-Moll-Partita entschieden: frei von jedem Pathos, entschlackt und mit lebendiger Phrasierung gestaltet er etwa die Chaconne. Die Tanzsätze präsentiert er in rasanten Tempi, aber mit erstaunlicher Eleganz. Als Instrument steht ihm übrigens die Geige seines Mentors Reinhard Goebel zur Verfügung, eine Pietro Giacomo Rogeri von 1713.

Intime Neudeutung

Ein wunderbar stimmiges Album, herausgekommen bei Pramsohlers eigenem Label Audax Records. So könnte es geklungen haben, bei jenem Musikabend 1739 im Hause Bach. Die A-Dur-Suite BWV 1025 ist in dieser intimen Neudeutung mit Violine und obligater Laute anstelle des brillanteren Cembalos jedenfalls ein überzeugender Repertoire-Gewinn. Und wer weiß - vielleicht war Bach damals, als ihn der Dresdner Star-Lautenist Silvius Leopold Weiss in Leipzig besuchte, ja gar nicht am Cembalo angetreten, sondern mit der Violine. Bis ins hohe Alter soll er sie "rein und durchdringend” gespielt haben, so ein Zeitgenosse.

Bach & Weiss

Johann Sebastian Bach / Silvius Leopold Weiss:
Suite A-Dur, BWV 1025
Silvius Leopold Weiss:
Suite a-Moll für Laute solo
Johann Sebastian Bach:
Partita Nr. 2 d-Moll für Violine solo, BWV 1004

Johannes Pramsohler (Barockvioline)
Jadran Duncumb (Barocklaute)

Label: Audax Records

Sendung: "Leporello" am 20. November 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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