BR-KLASSIK

"Anders als man denken könnte, ist es für den Hörer doch keine so schwer verdauliche Aufgabe, Prokofjews fünf Klavierkonzerte im Konzert alle nacheinander zu hören, meint Jean-Efflam Bavouzet in seiner persönlichen Booklet-Notiz.

Bildquelle: Chandos

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Dem mag man zustimmen angesichts der beeindruckenden Gesamteinspielung mit dem französischen Pianisten und dem BBC Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Gianandrea Noseda. Zwar beginnt etwa Prokofjews 2. Klavierkonzert in g-Moll elegisch und anmutig, wenig später aber sind bei der ausgedehnten Kadenz körperliches Durchhaltevermögen und virtuose Fingerfertigkeit gefragt. Denn dieses Werk, komponiert in den Jahren 1912/13, geht an die Grenzen und ist das technisch anspruchsvollste der fünf Konzerte.

Fünf sehr unterschiedliche Klavierkonzerte

Während das 1. und 3. Klavierkonzert von Prokofjew bei Musikern wie Publikum beliebt und bekannt sind, gehört dieses 2. wie auch die Konzerte Nr. 4 und 5 immer noch zu den wenig beachteten Werken des russischen Komponisten. Ganz zu Unrecht, wie Jean-Efflam Bavouzets grandiose Einspielung nun zeigt. Prokofjew schrieb die Konzerte zwischen 1911 und 1932 als er noch viel den Westen als Pianist bereiste. Mit jedem der Konzerte konnte er seine verschiedenen Temperamente ausleben und zur Schau stellen. Anders als die Konzerte von Rachmaninow, sind die von Prokofjew in Aufbau und Form alle sehr unterschiedlich. Auch die Beziehung zwischen Solist und Orchester gestaltet sich äußerst vielfältig. Bemerkenswert auch: nur das Andante des 4. Konzerts für die linke Hand ist von Anfang bis Ende als langsamer Satz konzipiert.

Nuancen- und farbenreich

Gebannt hörend folgt man Jean-Efflam Bavouzets Klavierspiel: unglaublich nuancen- und farbenreich lotet er die vielen Seiten und auch die doppelbödigen Passagen von Prokofjews Musik aus. Über die immensen Schwierigkeiten der Partituren scheint er dabei durchweg erhaben. Mit dem BBC Philharmonic Orchestra - von Gianandrea Noseda einfühlsam dirigiert - gelingt ihm so eine packende, äußerst plastische und von Energie und Spielfreude nur so strotzende Interpretation.