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CD - Anna Netrebko Giacomo Puccinis "Manon Lescaut"

Selten hat man Gelegenheit, die Klasse des Münchner Rundfunkorchesters bei einem großformatigen Evergreen des Opernrepertoires zu genießen - und das mit Anna Netrebko in der Titelrolle. Der Dirigent Marco Armiliato, sonst ein eher unauffälliger Begleiter, animiert das Orchester diesmal zu einer leidenschaftlichen Wiedergabe der Musik - als wäre Marcello Viotti wiederauferstanden. Für ihn war Massenets "Manon" 2005 die letzte Station vor seinem plötzlichen Tod.

CD-Cover Giacomo Puccini: Manon Lescaut | Bildquelle: Deutsche Grammophon

Bildquelle: Deutsche Grammophon

CD-Tipp 01.12.2016

Der CD-Tipp zum Anhören!

Wenn das Münchner Rundfunkorchester sich hier selbst übertrifft, darf man sich das wohl auch mit dem Motivationsschub erklären, den der Name Anna Netrebko auslöst. Die russische Diva kann wieder ihren fülligen Ton entfalten, auf die Wirkung ihres Timbres vertrauen. Obwohl die Stimme immer dunkler, voller und runder klingt, gibt es keine Probleme in der Höhe. Auch ihre Vibrato-Amplitude hat die Netrebko bisher unter Kontrolle. Und wieder einmal kommt es einer Bühnenfigur zugute, dass der Vortrag der Primadonna alles andere als eine Intellektuelle suggeriert: Manon trägt ja tatsächlich Züge einer naiven Frau! Schade nur, dass sich die Interpretation der ersten großen Heldin Puccinis bei dieser Sängerin so gut wie gar nicht von der Profilierung der leichtfüßigeren Namensvetterin bei Massenet unterscheidet: Anna bleibt Anna, egal ob à la francaise oder all’italiana!

Auch unschöne Töne

Der aserbaidschanische Tenor Yusif Eyvazov war das gravierendste Manko dieses konzertanten Puccini-Abends im August 2016 im Salzburger Großen Festspielhaus: Weit bleibt der 39jährige hinter den bedeutenden Rolleninterpreten von Des Grieux zurück! Viele unschöne Töne verleiden einem den Spaß an so mancher Szene, mancher Arie. Netrebko-Fans wäre sicher lieber gewesen, wenn ihr Idol die Partie schon zu Zeiten aufgenommen hätte, als ihr Ehemann nicht Yusif Eyvazov, sondern noch Erwin Schrott hieß. Dann hätte der Bariton einen wohl genauso passablen Bruder Lescaut gesungen wie in diesem Fall sein mexikanischer Fachkollege Armando Pina. Und Des Grieux hätte in den Händen eines Spitzentenors gelegen…

Giacomo Puccini: Manon Lescaut

Anna Netrebko, Sopran - Manon
Yusif Eyvazov, Tenor - Des Grieux
Armando Pina, Bariton - Lescaut
Carlos Chausson, Bass - Geronte
Benjamin Bernheim, Tenor - Edmondo

Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor
Münchner Rundfunkorchester
Leitung: Marco Armiliato

Label: Deutsche Grammophon

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