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CD - Quercus "Nightfall"

Musik zwischen den Kategorien: eine berühmte Folk-Sängerin, ein Pianist, der gleichermaßen vom Folk, vom Jazz und von der klassischen Musik kommt, der nicht zuletzt auch viel Kirchenmusik gemacht hat, und schließlich ein Saxophonist, der zu den Meistern des zeitgenössischen europäischen Jazz gehört. Zusammen bilden sie ein Trio mit dem ungewöhnlichen Namen "Quercus" und interpretieren ein weitgespanntes Repertoire, das für Liebhaber guter Songs viele Anreize bietet. Vor allem aber überzeugen sie mit einer Souveränität und Ruhe, die ihren Aufnahmen eine völlig eigene Aura gibt.

CD-Cover Quercus: "Nightfall" | Bildquelle: ECM

Bildquelle: ECM

Der CD-Tipp zum Anhören

Es ist magisch. Die dunkle Stimme dieser Sängerin hat eine leise Autorität, die sofort fesselt. Und selbst bei sehr bekannten Songs wirkt jede Silbe frisch. Man horcht auf. "Auld lang syne" ( "Nehmt Abschied, Brüder"): Generationen haben das an Lagerfeuern gesungen - Pfadfinder auf der ganzen Welt zelebrieren es am Ende von Zusammenkünften. Hier interpretiert die englische Folk-Ikone June Tabor das Lied, am Klavier ganz fein begleitet von dem Waliser Huw Warren. Ein wundervolles Gespann, die beiden. Doch dann kommt auch noch das Saxophon des Engländers Iain Ballamy dazu.

Unaufringlich eindringlich

Einfach traumhaft: diese Ausdruckskraft im Leisen, im Unaufgebrachten. Kein Ton will hier Eindruck schinden mit Leistung oder Originalität. Und doch klingt die Musik bei diesem Trio so, wie sie bei niemand anderem klingen kann. "Quercus", vom lateinischen Wort für Eiche, nennt sich dieses Ensemble. Und das passt: ein starker musikalischer Stamm aus unterschiedlichen Musiktraditionen - und Äste, die sich in mehrere Richtungen ausbreiten. Neben Folk-Songs, jener Musik, von der June Tabor herkommt, gibt es da auch einen Jazz-Standard wie "You don’t know what love is". Ein Lied, das bei June Tabor nicht nur durch die Zusammenarbeit mit ihren beiden stark im Jazz wurzelnden Partnern ebenfalls verblüffend natürlich wirkt - was auch für Leonard Bernsteins "Somewhere" ganz am Ende der CD zutrifft. Und ganz selbstverständlich klingt bei June Tabor auch die Hommage an einen, der vor kurzem den Literatur-Nobelpreis bekommen hat: Bob Dylan.

Atemberaubend stilvoll

"Don’t think twice, it’s all right". Man könnte viel Aufwand treiben, um ein Lied wie dieses dem Zeitgeist anzupassen. Komplexe Rhythmen da, Klangeffekte dort. Hier aber: Schlichtheit. Ganz gemessenes Tempo. Kein Auffüllen mit Tönen, sondern ein Raum-Schaffen für sie. Ein Trio, das ganz bei sich bleibt. Und das gerade deshalb so überzeugen und packen kann. Das Ergebnis ist atemberaubend stilvoll. Souveräner - und möglicherweise zeitloser - kann man nicht klingen. Don’t think twice, it‘s allright.

Quercus: "Nightfall"

June Tabor (Gesang)
Iain Ballamy (Saxofon)
Huw Warren (Klavier)

Label: ECM

Sendung: "Leporello" am 16. Mai 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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