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CD - Alexander Krichel spielt Klavierwerke von Ravel

Er galt schon in seiner Hamburger Schulzeit als multibegabt, gewann Preise beim Bundeswettbewerb Fremdsprachen, bei der Mathematik-Olympiade oder bei Jugend forscht. Die Rede ist von dem 27-jährigen Pianisten Alexander Krichel, der bei Wladimir Krainew Klavier studierte, bald durch seine Liszt- sowie dann schon Echo-gekrönten Rachmaninow-Einspielungen Aufsehen erregte und inzwischen ein auch auf den internationalen Konzertpodien gefragten Jungstar ist. Auf seinem aktuellen Solo-Album widmet sich Alexander Krichel der Klaviermusik Maurice Ravels.

CD-Cover: Alexander Krichel spielt Ravel | Bildquelle: Sony Classical

Bildquelle: Sony Classical

Der CD-Tipp zum Anhören

Krichel taucht die Toccata aus Maurice Ravels "Le tombeau de Couperin" in apollinische Helle und Anmut und betont damit den eher unpathetischen, wohlproportionierten und fast schon schwerelosen Neoklassizismus dieses Klavierzyklus, der ja auch eine tänzerisch-delikate Hommage an die Zeit des französischen Barock ist.

Kunst der subtilen Übergänge

Natürlich steht der junge Pianist mit der Einspielung von "Le tombeau de Couperin", "Miroirs" und "Gaspard de la nuit", also der drei populärsten Klavierwerke Ravels in großer Konkurrenz. Doch auch im Vergleich zu legendären Aufnahmen wie denen von Robert Casadesus, Arturo Benedetti Michelangeli, Martha Argerich oder in jüngerer Zeit Alexandre Tharaud kann sich Alexander Krichels unprätentiös schlanke und zugleich klangschön leuchtende Interpretation hören lassen. Selbst wenn sein Ravel-Spiel zuweilen weniger temporeich oder analytisch-trennscharf als das anderer Interpreten wirkt, so zeichnet er die subtilen Übergänge in den Stimmungsverläufen der Musik doch mit betörender, impressionistisch-fließender Feinsinnigkeit. Die tonmalerische Plastizität seines nuancenreichen Klaviertons etwa in "Une barque sur l'océan" aus dem Zyklus "Miroirs" vermag wirklich die Assoziation eines auf den Wellen des Meeres schaukelnden Bootes zu wecken.

Souveräne und nicht auftrumpfender Virtuosität

Alexander Krichels Anschlag ist ungemein kultiviert und wandlungsfähig, ja man hat den Eindruck, dass er geradezu an einzelnen Tönen feilt. Neben den "Miroirs" ist der Zyklus "Gaspard de la nuit" das zweite impressionistische Meisterwerk Ravels, das Krichel auf seinem neuen Album eingespielt hat. Der Zyklus wurde von drei romantisch-schaurigen Gedichten über die Wassernixe "Ondine", einen am Galgen baumelnden Hingerichteten und den gruseligen Zwerg "Scarbo" inspiriert und stellt gestalterisch wie technisch höchste Anforderungen. Die düstere Wildheit des "Scarbo" meistert Krichel mit souveräner und nicht auftrumpfender Virtuosität, besonders aber mit einer atemberaubend sinnlichen Ausmalung noch der bizarrsten Klang-Abgründe. Fazit: Das Ravel-Album von Alexander Krichel besticht durch seine pianistisch brillante Klangpoesie und ist auch für Ravel-Einsteiger bestens geeignet.

Alexander Krichel spielt Ravel

Maurice Ravel:
Le tombeau de Couperin
Miroirs
Gaspard de la nuit

Alexander Krichel (Klavier)

Label: Sony Classical

Sendungsthema aus "Leporello" am 10. April 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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