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Album der Woche - Santtu-Matias Rouvali dirigiert Jean Sibelius - Symphonie Nr. 1

Er ist 33 und startet gerade so richtig durch: Santtu-Matias Rouvali verkörpert einen neuen, erfrischend unkonventionellen Dirigententyp. Rouvali stammt aus der berühmten finnischen Dirigentenschmiede von Jorma Panula: Studium an der Sibelius-Akademie von Helsinki, erster Job dann in seiner Heimat, am Pult der Philharmoniker von Tampere. Seit 2017 ist Rouvali zudem Chef der Göteborger Symphoniker. Mit dem schwedischen Spitzenorchester spielt er gerade einen neuen Sibelius-Zyklus ein. Folge 1 bietet außer der Ersten Symphonie die frühe Tondichtung "En Saga".

CD-Cover: Santtu-Matias Rouvali dirigiert Sibelius | Bildquelle: Alpha

Bildquelle: Alpha

Der CD-Tipp zum Anhören

"'En Saga' ist psychologisch eines meiner allertiefsten Werke. In keinem anderen Werk habe ich mich so total geöffnet wie in diesem." So spricht Jean Sibelius über "En Saga". Und geheimnisvoll wispernd, wie ein "Es war einmal" beginnt diese Symphonische Dichtung, zu der sich jeder seine eigene Geschichte ausdenken kann. Impressionismus, Minimalismus – alles schon angelegt in diesem Frühwerk von 1892. Gekonnt baut Santtu-Matias Rouvali mit den Göteborger Symphonikern einen riesigen Spannungsbogen auf und entfesselt auf seinem Höhepunkt eine wilde Jagd.

Kurz und bündig

Dieses Album muss man haben …
… weil es auf einen charismatischen Jungstar aus Finnland aufmerksam macht, der bei Sibelius ganz in seinem Element ist.

Dieses Album hat gefehlt …
… weil Sibelius bei uns immer noch unterschätzt wird.

Dieses Album lohnt sich …
… weil es der Auftakt zu einer vielversprechenden neuen Sibelius-Gesamtaufnahme ist.

Dieses Album ist ein Hörgenuss …
… weil auch die Klangqualität überwältigend ist.

Hervorragende Klangtechnik

Musik als Drama – das gilt auch für Rouvalis Interpretation der Ersten Symphonie von Sibelius. Dabei reizt er das dynamische Spektrum der kühnen Partitur voll aus, der fantastische Klang der CD unterstützt ihn dabei. Wie aus dem Nichts hebt das Stück düster raunend an: mit einem einsamen Klarinettensolo über einem Paukenwirbel.

Ansteckender Drive

Auf dem Podium hat Rouvali etwas von einem Tänzer – und einer Raubkatze: Mit der ihm eigenen Impulsivität und Spannkraft entwickelt er einen ansteckenden Drive, wenn sich die angestaute Energie von Sibelius mit aller Macht Bahn bricht. Dem stehen Rouvalis rhythmische Präzision und federnde Eleganz gegenüber. Dass er seine Karriere als Schlagzeuger begonnen hat, spürt man besonders im wilden Scherzo.

Feinnervig und elektrisierend

Die Göteborger Symphoniker brillieren mit exzellentem Holz und strahlendem Blech. Und ihr glutvoller Streicherglanz kommt besonders in den süffigen Melodien des Finales zur Geltung – nicht nur hier hat hörbar Peter Tschaikowsky Pate gestanden. Santtu-Matias Rouvali und seinen famosen Musikern ist zum Auftakt ihrer Sibelius-Gesamteinspielung ein starkes Statement gelungen: Sibelius unter Hochspannung, feinnervig, elektrisierend. Bitte mehr davon!

Santtu-Matias Rouvali dirigiert Sibelius

Jean Sibelius:
Symphonie Nr. 1 e-Moll, op. 39
"En saga", Tondichtung op. 9

Göteborger Symphoniker
Leitung: Santtu-Matias Rouvali

Label: Alpha Classics

Sendung: "Piazza" am 09. März 2019, 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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