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CD - Alisa Weilerstein spielt Die beiden Cellokonzerte von Schostakowitsch

Die Cellistin Alisa Weilerstein ist ein neues Talent aus Amerika. Die 34-Jährige stammt aus einer professionellen Musikerfamilie und wurde bereits von Daniel Barenboim gefördert. Im Herbst 2015 gab Alisa Weilerstein ihr Debüt beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und spielte das Zweite Cellokonzert von Dmitrij Schostakowitsch. Am Pult stand Pablo Heras-Casado, der schon mehrfach beim Symphonieorchester zu Gast war. In der Probenwoche haben die Musiker dann gleich noch Schostakowitschs Erstes Cellokonzert aufgenommen.

Alisa Weilerstein spielt Schostakowitsch | Bildquelle: Decca

Bildquelle: Decca

CD-Tipp 10.10.2016

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Spielerisch beginnt das erste Cellokonzert von Dmitrij Schostakowitsch; den Kopfsatz nannte der Komponist selbst ein "Allegretto im Stil eines spaßhaften Marsches". Aber letztlich ist das Stück doch wieder ein Tanz über dem Abgrund geworden: In den heiteren Anfang nämlich mischen sich bald schräge Töne. Die für Schostakowitsch so typische Doppelbödigkeit lotet Alisa Weilerstein gekonnt aus. Sie beherrscht beides, das Zarte und das Robuste, den elegischen und den kessen Tonfall. Auf ihrem edlen alten Cello ist sie eine begnadete Erzählerin, besonders im liedhaften zweiten Satz kann sie ihre lyrischen Qualitäten ausspielen.

Fahle Töne

Jüdische Volksmusik, Mahler und Exotik - all dies findet man im Ersten Cellokonzert von 1959, das die gelöste Atmosphäre der Tauwetter-Periode nach Stalins Tod spiegelt. Auch das sieben Jahre später entstandene Zweite Cellokonzert schrieb Schostakowitsch für den Virtuosen Mstislaw Rostropowitsch. Das Stück ist zwar nicht weniger knifflig, aber ganz anders im Charakter: düster, reduziert, introvertiert - Schostakowitsch war knapp sechzig Jahre alt und krank. Mit fahlen Tönen unterstreicht Alisa Weilerstein die brütende Stimmung dieses Spätwerks.

Momente unwirklicher Schönheit

Im Zweiten Cellokonzert rahmen zwei getragene Sätze ein diabolisches Scherzo ein. Mit lustvoller Attacke und gespielter Harmlosigkeit kostet Alisa Weilerstein den grimmigen Humor dieses Husarenstücks aus. Im Finale dieses tiefgründigen Werks gibt es immer wieder kleine tonale Inseln, Momente von unwirklicher Schönheit - Ausdruck der Sehnsucht des illusionslosen Komponisten nach einer verlorenen Welt.

Lob für die Hörner

Alisa Weilerstein ist fraglos ein Ausnahmetalent auf dem Cello. Mit unbändigem Temperament stürzt sie sich, wenn auch manchmal zu flott und rabiat, in diese anspruchsvollen Partituren. Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks folgt ihr engagiert auf dieser Tour de Force, wobei der ohne Stab dirigierende Pablo Heras-Casado im Zusammenspiel mit der Solistin nicht immer optimale Präzision erreicht. Ein Extralob gebührt der Horngruppe des Symphonieorchesters, die in beiden Werken extrem gefordert ist! Im plastischen und facettenreichen Klangbild der CD kann sich dieser mitreißende Schostakowitsch hören lassen.

Alisa Weilerstein spielt Schostakowitsch

Dmitrij Schostakowitsch:
Cellokonzert Nr. 1 Es-Dur op. 107
Cellokonzert Nr. 2 G-Dur op. 126

Alisa Weilerstein (Violoncello)
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Leitung: Pablo Heras-Casado
Label: Decca

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