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CD - Michael Endres spielt Franz Schubert: Impromptus

Der deutsche Pianist Michael Endres, geboren 1961 im bayerischen Sonthofen, ist eine Art "stiller Star" in der internationalen Pianistenszene. Der in München, London und an der New Yorker Julliard School ausgebildete Musiker wurde dreimal mit dem "Diapason d’Or", zweimal mit dem "Choc du Musique" und mit dem 1. Preis beim Internationalen Schubert-Wettbewerb in Dortmund ausgezeichnet.

CD-Cover: Michael Endres spielt Schubert | Bildquelle: Oehms Classics

Bildquelle: Oehms Classics

CD-Tipp 24.02.2017

Der CD-Tipp zum Anhören

Schubert ist denn auch das Thema seiner neuesten CD-Einspielung. Nachdem Endres bereits Schuberts Klaviersonaten und eine Gesamtaufnahme der Schubert-Tänze vorgelegt hat, widmet er sich nun den Impromptus. Das bekannte As-Dur-Impromptu op. 90 Nr. 4, Pflichtstück jedes angehenden Pianisten und vermeintliches Paradestück für Blender und solche Klavierspieler, die gerne auch schon mal über ihre technischen Verhältnisse leben: Bei Endres erfahren sie, wie man bei aller virtuosen Technik jegliche Virtuosen-Attitüde vermeidet. Überhaupt ist Endres ein Meister des schlanken und gleichzeitig bei Schubert so wichtigen seelenvollen Tons. Zu hören etwa im akkordisch geprägten "Trio"-Mittelteil des betreffenden Impromptus.

Nach innen gekehrtes Drama

Dort wird deutlich, dass Michael Endres nicht nur ein erfahrener Liedbegleiter ist, sondern vor allem einer, der auf dem Klavier tatsächlich singen kann. Und auch hier ist gerade die Vermeidung vordergründiger Dramatik die viel bessere Entsprechung für Schuberts Kompositionsstil mit seinem eher nach innen gekehrten Drama. Wie viele andere Werke Schuberts, erblickten nur ganze zwei der hier eingespielten acht Impromptus zu Lebzeiten des Komponisten das Licht der Öffentlichkeit. Eines davon war das erste Impromptu in c-Moll - ein Stück, das in seiner Komplexität eher einem Sonatenhauptsatz ähnelt als einem flüchtigen Augenblicksgedanken.

Schlanker Ton und behutsamer Pedalgebrauch

Auch wenn Endres bei dieser Aufnahme im Studio des Westdeutschen Rundfunks Köln an einem modernen Flügel spielt: Sein stets schlanker Ton und der sehr behutsame Pedalgebrauch verleihen seinem Klavierklang eine fast historische Note und wecken - vermutlich gewollt - Assoziationen in Richtung jenes Typs von Fortepiano, wie es zur Schubert-Zeit gebräuchlich war. Auch im abschließenden der vier Impromptus op. 142 zeigt sich Michael Endres’ gleichermaßen brillante wie beherrschte Technik, die er stets in den Dienst liedhaften Ausdrucks stellt und vor allem des Deutens "zwischen den Zeilen", wo sich bei Schubert bekanntlich Abgründe auftun.

Mündlich überlieferte Rarität

Ergänzend zu den Impromptus gibt es noch einige Einzelstücke; darunter der kurze "Kupelwieser-Walzer", komponiert im September 1826 für die Hochzeit des Freundes Leopold Kupelwieser: er wurde sozusagen "mündlich" überliefert durch eine spätere Nachfahrin, die das Stück Richard Strauss vorspielte, und Strauss wiederum hielt es in Noten für die Nachwelt fest.

Michael Endres spielt Schubert

Impromptus D. 899
Impromptus D. 935
Allegro c-Moll D. 915
Ungarische Melodie D. 817
Andante A-Dur D. 604
"Kupelwieser Walzer" D. Anh. I, 14

Michael Endres (Klavier)

Label: Oehms Classics

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