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CD - Franz Schubert Klaviertrio Es-Dur, Arpeggione-Sonate

Die Liebe zur Kammermusik hat sie zusammengebracht: die Cellistin Marie-Elisabeth Hecker und den Pianisten Martin Helmchen. Vor über zehn Jahren sind sie sich erstmals in Lockenhaus bei Gidon Kremers Kammermusikfestival begegnet. Seitdem haben sie viel zusammen musiziert und sind mittlerweile verheiratet. Nach der gemeinsamen Debüt-CD mit den Cellosonaten von Johannes Brahms widmen sie sich auf ihrem neuen Album Franz Schubert. Im Trio mit dabei ist die Geigerin Antje Weithaas.

CD-Cover Franz Schubert: Klaviertrio Es-Dur, Arpeggione-Sonate | Bildquelle: Alpha Classics

Bildquelle: Alpha Classics

Der CD-Tipp zum Anhören

Die Musik von Franz Schubert ist eine Herzensangelegenheit für die Cellistin Marie-Elisabeth Hecker und den Pianisten Martin Helmchen. Und für ihre neue Kammermusik-CD war die "Arpeggione"-Sonate der Ausgangspunkt. Im Booklet bezeichnet Marie-Elisabeth Hecker Schuberts "Arpeggione" als ihre Lieblingssonate. Mit 14 Jahren habe sie dieses Stück kennen- und von Beginn an lieben gelernt. Mit ihrem Partner Martin Helmchen hat sie die Sonate über die Jahre hinweg wohl am häufigsten zusammen gespielt. Den aktuellen Punkt ihrer Beschäftigung mit dem Werk wollten die Beiden nun im Studio als Bestandsaufnahme festhalten.

Feinsinnig, energiegeladen, impulsiv

Die Arpeggione war damals ein ganz neues Instrument mit sechs Saiten und Bünden, ein Zwitter aus Cello und Gitarre, und wurde seinerzeit auch "Bogen-Gitarre" oder "Guitarre d’amour" genannt. Durchgesetzt hat sie sich nicht. Wahrscheinlich wäre das Instrument inzwischen längst vergessen, hätte Schubert nicht eine Sonate für die Arpeggione komponiert. Heute übernimmt den Arpeggione-Part meist ein Cello oder eine Bratsche. Jeder Cellist merkt aber schnell, dass dieses Stück nicht für sein Instrument geschrieben ist. Vieles liegt unangenehm, spielt sich in der hohen Lage ab, nichts wird vom Klaviersatz zugedeckt. All diese Herausforderungen lassen Martin Helmchen und Marie-Elisabeth Hecker in ihrem Spiel vergessen. Scheinbar mühelos und ganz natürlich wird hier zusammen musiziert, sowohl in den lyrischen und innigen Abschnitten dieser dreisätzigen Sonate als auch in den immer wieder trotzig aufbegehrenden Stellen. So kommt ihre Interpretation feinsinnig und zugleich energiegeladen und impulsiv daher.

Abgründe tun sich auf

Neben die Arpeggione-Sonate stellen Hecker und Helmchen Schuberts Es-Dur-Klaviertrio. Dafür haben sie sich die versierte Geigerin und leidenschaftliche Kammermusikerin Antje Weithaas eingeladen, mit der sie besonders gerne zusammenspielen. Wie schon Schuberts Erstes Klaviertrio ist das Zweite Trio in Es-Dur ein geniales Werk, entstanden ein Jahr vor Schuberts Tod. "Wie eine zürnende Himmelserscheinung" sei das Stück "über das damalige Musiktreiben" hinweggegangen, schrieb Robert Schumann in seiner "Zeitschrift für Musik". Und tatsächlich werden hier die Grenzen des Kammermusikalischen bis in alle Extreme ausgelotet: die Themen sind gedehnt, die Melodien kreisen und durchwandern weit entlegene Tonarten, immer wieder tun sich Abgründe auf, Emotionen entladen sich.

Sensibel, aber nicht sentimental

Die Gegensätze dieser wunderbaren Musik plastisch hervorzuholen und zugleich zusammenzuhalten, gelingt Antje Weithaas, Marie-Elisabeth Hecker und Martin Helmchen ausgezeichnet. Sie begegnen diesem Werk sehr sensibel, aber niemals gefühlig-sentimental. Kraftvoll, ja stellenweise geradezu ruppig arbeiten sie die Kontraste heraus, wählen fließende Tempi ohne zu eilen. Das alles ist stringent und zutiefst berührend. Eine packende Neuinterpretation, die unterstreicht, wie lebendig und zeitlos faszinierend Schuberts Kammermusik ist.

Franz Schubert: Kammermusik

Klaviertrio Es-Dur, D 929
Arpeggione-Sonate a-Moll, D 821

Antje Weithaas (Violine)
Elisabeth Hecker (Violoncello)
Martin Helmchen (Klavier)

Label: Alpha Classics

Sendung: "Leporello" am 18. Oktober 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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