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CD - "25 Lieder aus 25 Jahren" Sebastian Krämer zieht Bilanz

Sein Markenzeichen: ein doppelt gewickelter Krawattenknoten. Seine Texte sind ausgefeilt und hintersinnig – und das trifft auch auf die Musik zu. Denn dass er der Sohn einer Musikerin ist und seine ganze Kindheit von klassischer Musik geprägt war, hört man seinen Stücken an, egal wie leicht sie daherkommen.

CD-Cover Sebastian Krämer: "25 Lieder aus 25 Jahren" | Bildquelle: Reptiphon

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Der CD-Tipp zum Anhören

Sebastian Krämer: "25 Lieder aus 25 Jahren"

So richtig vom Lehrer gelernt hat Sebastian Krämer das Klavierspielen erst, als er es quasi schon konnte. Denn als kleines Kind erforschte er stundenlang die Tasten und Klänge. Er weiß genau, was er tut, und scheint es noch so harmlos.

Sprachkünstler im Fach menschliche Geschichten

Sebastian Krämer ist ein Sprachkünstler. Gelegentlich wird’s politisch in seinen Texten, aber vor allem erzählt er kleine menschliche Geschichten. Er beleuchtet Beziehungen: die zur Ex-Freundin, die zum Kind, die zu sich selbst. Er widmet kleinen Dingen große Balladen: den Fensterkreuzschatten, die nachts über die Zimmerdecke huschen, wenn ein Auto vorbeifährt, der Videothek in seiner Straße, die dicht macht, und die genau 100 Schritte entfernt war – oder dem "Ding, das die Treppe runtergehen kann": "Ham sie so 'n Ding, das die Treppe runtergehen kann? / Ganz alleine, ohne Beine, nur mit Eigengewicht! / Ich brauche dieses Ding für eine Fernsehproduktion. /Stelln sie sich vor: Riesengala, alles wartet schon. / Vorhang auf, eine Showtreppe, riesengroß, sie passt / nur mit Müh und Not hinein in den Friedrichstadtpalast, / 100 Showgirls stehen Spalier mit viel Gesing / Das Orchester spielt nen Tusch und dann kommt dieses Ding."

Stilmix in Text und Wort

Krämers Texte sind dabei genauso ausgefeilt wie das, was musikalisch passiert. Stilistisch bedient er sich in der hohen und in der kleinen Kunst, im Alten und im Neuen, im Hässlichen und im Schönen. Ein aggressiver Flamenco beispielsweise hat ihn vor zehn Jahren berühmt gemacht, sein Abgesang auf die Deutschlehrer war ein Klick-Hit bei YouTube. Und allein schon über die Verbindung zu YouTube würde er sich als Beobachter des Zeitgeschehens amüsieren. Manchmal betreibt Sebastian Krämer Musikkunde in seinen Programmen. Er stellt ein Clavichord vor oder zeigt analog am Klavier, wie Techno funktioniert. Es gilt die Vermutung: Je gebildeter der Zuhörer, umso mehr nimmt man mit.

Wiederbegegnungsfreude für Fans

“25 Lieder in 25 Jahren” versammelt, wie Sebastian Krämer im Booklet umschweifig schildert, nicht das Beste – denn das könnte ja vielleicht noch kommen –, sondern das am meisten Nachgefragte aus seinem bisherigen Œuvre. Mal nur er am Klavier, dann holt er sich Gäste, die Cello oder Horn spielen dazu – oder gleich ein ganzes Orchester. Das macht dieses Album besonders abwechslungsreich. Ein prima Einstieg für alle, die ihn noch nicht kennen, eine Wiederbegegnungsfreude für Fans.

Sebastian Krämer - "25 Lieder aus 25 Jahren"

Sebastian Krämer (Text, Musik, Klavier, Harmonium)

Label: Reptiphon

Sendung: "Leporello" am 05. Juni 2018 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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