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CD - Richard Strauss Suiten aus "Elektra" und "Der Rosenkavalier"

Zwischen diesen beiden Opern liegen Welten. Hier eine griechische Tragödie in Form eines brutalen Familiendramas, dort eine heiter-melancholische Liebesgeschichte im Wien zur Zeit Maria Theresias. Hier hochexpressive und brutale Klänge an der Schwelle zur Atonalität, dort beinahe dissonanzenfreie Walzerseligkeit. Dass Richard Strauss seine beiden stilistisch so weit voneinander entfernten Opern "Elektra" und "Der Rosenkavalier" unmittelbar nacheinander komponiert hat, im Abstand von Monaten, ist schier unglaublich angesichts der enormen Gegensätze, die sich hier dem Hörer offenbaren.

Manfred Honeck dirigiert Richard Strauss | Bildquelle: Reference Recordings

Bildquelle: Reference Recordings

CD-Tipp 14.11.2016

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Während Strauss für den gefälligen "Rosenkavalier" selbst nach der Uraufführung eine Orchestersuite erstellte, die später von Artur Rodzinski ergänzt wurde und in dieser Form heute zumeist gespielt wird, blieb ein solches Werk für "Elektra" aus, was auch nicht weiter verwundert, denn gefällig ist diese Musik nun wirklich nicht. Der Leiter des Pittsburgh Symphony Orchestra und passionierte Strauss-Dirigent Manfred Honeck aber hält die "Elektra"-Musik auch ohne Gesangsstimmen für so bedeutsam, dass er aus der Oper in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Tomás Ille eine 12-teilige Suite erstellt hat. Denn, so ist Honeck überzeugt, das Orchester spiele die eigentliche Hauptrolle in dieser Oper, es gehe weit über eine Begleitfunktion hinaus.

Bis zum bitteren Ende

Die 12 Abschnitte der "Elektra"-Suite spiegeln in komprimierter Form den Inhalt der Oper wider. Von Elektras Klage über den verlorenen Vater über die gruselige Auseinandersetzung mit der Mutter Klytaemnestra, die Wiederbegegnung mit dem totgeglaubten Bruder Orest bishin zum Muttermord durch den Bruder und dem ekstatischen Ende Elektras in einem tranceartigen Tanz.

Etwas wenig Transparenz

Die Übergänge sind mal mehr, mal weniger gut gelungen, die Exaltationen der Partitur aber überzeugend herausgearbeitet, wenngleich der Klang in der Aufnahme mit dem Pittsburgh Symphony Orchestra, dessen Chefdirigent Manfred Honeck ist, durchaus mehr Transparenz vertragen könnte. Honeck neigt eher zur Fülle als zur Klangdifferenzierung, was bei aller Ekstatik der Partitur doch eine zu einseitige Interpretationsweise darstellt. Zumal Honeck im Begleitheft den Farbenreichtum von Strauss‘ Partitur lobt. Zu hören ist das leider eher weniger.

Mehr Farbe im "Rosenkavalier"

Enorm der Kontrast von der Düsternis der "Elektra"-Welt zur hellen Welt des "Rosenkavalier". Hier kommen tatsächlich mehr Orchesterfarben und Stimmungen zur Geltung und offenbaren die instrumentalen Qualitäten des traditionsreichen 120 Jahre alten Pittsburgh Symphony Orchestra, das schon so bedeutende Chefdirigenten wie Fritz Reiner, Lorin Maazel oder Mariss Jansons hatte. Vermutlich war Artur Rodzinski einfach der bessere Arrangeur als Tomás Ille.

Manfred Honeck dirigiert Strauss

Richard Strauss:
Suite aus "Elektra" (arr. Manfred Honeck und Tomás Ille)
Suite aus "Der Rosenkavalier" (arr. Artur Rodzinski)

Pittsburgh Symphony Orchestra
Leitung: Manfred Honeck

Label: Reference Recordings

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