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CD - Pace e Guerra Der Countertenor Terry Wey brilliert mit Barockarien

Auf seinem Album "Pace e Guerra", das er zusammen mit dem munter und präzise aufspielenden Bach Consort Wien unter der Leitung von Rubén Dubrovsky aufgenommen hat, widmet sich Terry Wey Arien, die der Kastratenstar Antonio Maria Bernacchi in seinem Repertoire hatte.

Pace e guerra -  Terry Wey, Bach Consort Wien | Bildquelle: Deutsche Harmonia Mundi

Bildquelle: Deutsche Harmonia Mundi

Die Kostprobe vom 16. April 2017

Pace e Guerra - Barockarien

Wer ein Album mit virtuosen Arien der italienischen Barockoper so beginnt, der will der Konkurrenz zeigen, wo der Hammer hängt. Ein vollendetes Messa di voce - also das anspruchsvolle An- und Abschwellen eines atemberaubend lange gehaltenen Tones - und dann gleich ein paar flotte Koloraturen hinterher. Das ist schon eine beeindruckend gesetzte Duftmarke. Und wenn man sich dann den Text dieser noch niemals aufgenommenen Arie "Pace e Guerra" von Pietro Torri genauer anschaut, dann weiß man, dass dieser Beginn durchaus programmatisch gemeint ist. "Friede oder Krieg, ihr stolzen Götter, biete ich euch mit mutigem Herzen. Wählt!", singt da der junge Countertenor Terry Wey, "doch verschmäht ihr voll Hochmut meinen Frieden, so seht einem Krieg im Himmel selbst entgegen." Wer auf solch burschikose Art den Göttern einen Siegfrieden aufzwingen will, der braucht schon eine gehörige Portion Schneid und Können. Der 31-Jährige schweizerisch-amerikanische Terry Wey besitzt offensichtlich beides.

Solist der Wiener Sängerknaben

Obwohl Terry Wey noch jung ist, hat er schon ganz unterschiedliche Musik gesungen. Bach, Händel und Vivaldi beherrscht er ebenso wie Britten und Glass. Und dass der einstige Solist der Wiener Sängerknaben eine starke Liebe zur Renaissancemusik hegt, und sogar ein eigenes Vokalensemble namens Cinquecento gegründet hat, hört man selbst auf diesem Barockalbum. Fast mehr noch als mit seiner Koloraturakrobatik überzeugt er mit schönen langen Bögen.

Aus dem Repertoire des Kastratenstars Bernacchi

Auf seinem Album "Pace e Guerra", das er zusammen mit dem munter und präzise aufspielenden Bach Consort Wien unter der Leitung von Rubén Dubrovsky aufgenommen hat, widmet sich Terry Wey Arien, die der Kastratenstar Antonio Maria Bernacchi in seinem Repertoire hatte. Der stark übergewichtige Bernacchi aus Bologna war einer der berühmtesten italienischen Sänger seiner Zeit. Die englische Malerin Mary Granville, eine Freundin Händels, fand Bernacchi "dick wie einen spanischen Mönch". Doch seine Stimme lobte sie sehr wegen ihres großen Umfangs, ihrer Weichheit und Klarheit. Ein Urteil, das auch auf den übrigens schlanken Terry Wey zutreffen könnte.

Großartige Arien als Ersteinspielungen

Neben bekannteren Arien von Händel und Hasse, besticht das Album auch durch zahlreiche Fundstücke. Großartige Arien von Pollarolo, Sarro, Vinci und Torri, die hier oftmals in Ersteinspielungen zu hören sind. Und dass Terry Wey mit "Pace e Guerro" ebenso virtuos wie selbstbewusst auftritt, heißt nicht, dass er seine Konkurrenz beiseite fegen will. Im Gegenteil: Wey ist kameradschaftlich. Denn seine erfolgreichen Kollegen, der Countertenor Valer Sabadus und die Mezzosopranistin Vivica Genaux, unterstützen ihn bei diesem herausragenden und absolut hörenswerten Album. Wie etwa in dem bezaubernden Terzett "Sento scherzar" von Leonardo Vinci.

Pace e Guerra - Arien von Torri, Sarro, Händel, Hasse, Pollarolo, Vinci und Gasparini

Pace e Guerra

Arien von Torri, Sarro, Händel, Hasse, Pollarolo, Vinci und Gasparini

Terry Wey (Countertenor)

Bach Consort Wien, Leitung: Rubén Dubrovsky

Label: Deutsche Harmonia Mundi

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