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CD - Daniil Trifonov "Destination Rachmaninov - Departure"

Schon jetzt ist der gerade mal 27jährige russische Pianist Daniil Trifonov eine Legende. Seit er den Tschaikowsky-Wettbewerb 2011 gewann, bereist er als Solist die ganze Welt, spielt vor ausverkauften Sälen und wird als Ausnahmepersönlichkeit gefeiert. In der gerade begonnenen Saison ist Trifonov Artist in Residence bei den Berliner Philharmonikern.

CD-Cover: Daniil Trifonov spielt Rachmaninow | Bildquelle: © Deutsche Grammophon

Bildquelle: © Deutsche Grammophon

Der CD-Tipp zum Anhören

Bereits vor drei Jahren veröffentlichte er mit dem Album "Rachmaninov Variations" eine Hommage an sein Idol. Mit seiner neuen CD "Destination Rachmaninov – Departure" legt der Pianist nun den ersten Teil seiner Aufnahme aller vier Klavierkonzerte von Sergej Rachmaninow vor. An seiner Seite spielt das Philadelphia Orchestra unter der Leitung von Yannick Nézet-Séguin.

Identifikation total

Schon das CD-Cover signalisiert: Identifikation total. Da sitzt Daniil Trifonov, einer der international gefragtesten Pianisten unserer Zeit, in einem historisch anmutenden Zugabteil, den Blick auf seine rechte Musikerhand gerichtet. Draußen zieht eine Landschaft vorbei. Patina-Farbton und Setting weisen unverkennbar zurück ins letzte Jahrhundert. Denn so könnte auch Sergej Rachmaninow vor knapp hundert Jahren als viel beschäftigter Pianist und Komponist rund um den Erdball gereist sein. Seine Musik ist dem Pianisten Trifonov immer schon ein besonderes Anliegen gewesen. Das demonstrierte er bereits mit der CD "Rachmaninov Variations". Jetzt folgt er erneut seinem Idol, Zielort sind die Klavierkonzerte. So erklärt sich auch der aktuelle Albumtitel.

Energiegeladen und hochvirtuos

Als Rachmaninow selbst als Solist sein viertes Klavierkonzert mit dem Philadelphia Orchestra 1927 uraufführte, war den einen diese Musik zu modern, den anderen zu rückwärtsgewandt. Die erste öffentliche Reaktion war jedenfalls verheerend. Vielleicht ist das auch der Grund, warum dieses letzte Klavierkonzert bis heute vergleichsweise selten gespielt wird. Anders Rachmaninows Zweites aus dem Jahr 1901, das unzählige Soundtracks und Werbefilme schmückt und bei einem "Best of" von Klassiktiteln nicht fehlen darf. Zum Auftakt seiner Gesamtaufnahme aller Konzerte kombiniert Daniil Trifonov Nr. 2 und Nr. 4, hitverdächtig das eine, unbekannter das andere. Ihm zur Seite wie anno dazumal Rachmaninow: Das Philadelphia Orchestra unter der Leitung seines Musikdirektors Yannick Nézet-Séguin. Energiegeladen, hochvirtuos und stellenweise überraschend pointiert wird musiziert, dabei: wohltuend zeitgemäß.

Überzeugender Brückenschlag mit Bach

Die Balance stimmt von Beginn an: Daniil Trifonov ist eingebettet ins Orchester, tritt aber immer auch mit wunderbar austariertem Klang rigoros hervor. Das alles geschieht immer mit Blick auf das große Ganze, nicht zum Selbstzweck. Trifonovs Anschlag ist direkt, klar und äußerst differenziert. Gerade im sich immer wieder aufbäumenden Kopfsatz des zweiten Konzerts entgleitet dabei Dirigent Yannick Nézet-Séguin niemals die Kontrolle über den Gesamtablauf. Dass Trifonov schließlich beide Konzerte mit Rachmaninows heiterer Transkription dreier Sätze aus Bachs E-Dur-Partita für Violine solo kombiniert, ist nicht nur originell, sondern ein überzeugender Brückenschlag. Dieses von jedem selbstverliebten Schmalz befreite Rachmaninow-Album ist allzu packend, als dass man es überhören oder unberührt zur Seite legen kann. Vielmehr ist ungeduldige Vorfreude auf die erst im nächsten Jahr erscheinende CD mit den zwei noch ausstehenden Konzerten Nr. 1 und Nr. 3 vorprogrammiert.  

Daniil Trifonov - "Destination Rachmaninov - Departure"

Sergej Rachmaninow:
Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll, op. 18
Klavierkonzert Nr. 4 g-Moll, op. 40

Johann Sebastian Bach:
Partita Nr. 3 E-Dur, BWV 1006
(Bearbeitung für Klavier von Daniil Trifonov)

Daniil Trifonov (Klavier)
Philadelphia Orchestra
Leitung: Yannick Nézet-Séguin

Label: Deutsche Grammophon

Sendung: "Leporello" am 17. Oktober 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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