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CD - Recital Sheila Arnold "Écoutez!" - Debussy, Cage, Takemitsu

Sie streckt ihre Fühler gleichermaßen aus in Richtung Vergangenheit und Moderne. Sheila Arnold, in Indien geborene, in Deutschland aufgewachsene Pianistin, heute Professorin an der Musikhochschule in Köln, hat bei solchen Klavier-Lehrer wie Prof. Karl-Heinz Kämmerling studiert, war dann bei dem Concours Clara Haskil und beim Mozart-Wettbewerb Salzburg erfolgreich. Seitdem erforscht sie mit Eifer das historische Instrumentarium, besonders die Fortepianos ab 1790. Ihre neueste CD allerdings geht in Richtung Moderne: "Écoutez!" ist ein sehr persönliches Album der Pianistin.

CD-Cover: Sheila Arnold – "Écoutez!" | Bildquelle: CAvi Music

Bildquelle: CAvi Music

Der CD-Tipp zum Anhören

Das ist keine Musik, die man mal so nebenbei konsumieren kann und möchte. Dafür ist sie zu fordernd, zerrissen, diskontinuierlich. Das zugleich Faszinierende ist an der Musik, wie sie gespielt wird – sie macht einen hinhören. "Écoutez" heißt das Album ja auch. Die Pianistin verbindet darin Musik der Stille und der Geräuschhaftigkeit von John Cage und Toru Takemitsu mit Claude Debussy. Ausgangspunkt für das Erkunden der Zusammenhänge zwischen den Dreien ist dabei der Ältere. Also der französische Komponist mit seiner raumgreifender Klangmagie. "Älter" bezieht sich aber auch auf die Entstehung der Aufnahmen. Denn schon vor zehn Jahren hat Sheila Arnold Préludes von Claude Debussy (und das Heft I der "Images") eingespielt – nur wurde das bislang nicht veröffentlicht. Glücklicherweise aber jetzt!

Berstende Klangmassen

Sheila Arnold hat ein fantastisches Gespür für den Zauber von Debussys Musik. Sofort weitet sich der Raum in Klangfinesse, in schwebende Sinnlichkeit, der Klang schillert wie bewegliche Textur, ist nahezu transparent. Debussy braucht aber auch eine Pianistin, die die Bewegungen kraftvoll hochwallen lässt, so dass sie sich auftürmen zu ungeheuren, nahezu berstenden Klangmassen.

Klarheit, Stille, Reduktion

Unter den vielen Aspekten von Debussys Musik sind es Klarheit, Stille, Reduktion und Präsenz, die Sheila Arnold zu Klavierwerken von Toru Takemitsu und John Cage haben greifen lassen. War doch für Cage die Stille schon ein Ton. Das Klavier ein Perkussions-Instrument, aus dem – wenn es denn präpariert wird – unfassbar viele, resonanzreiche, farbige, füllige oder knisternde Geräusche hervordringen können: Gong, Zimbeln, Glocken – ein Klang-Universum.

Der Ton an sich

So von Debussy her gespielt und gehört, so miteinander abgewechselt, sich gegenseitig Licht und Schatten gebend, fügen sich die Werke zu einer Erkundung, einer äußerst lebendigen! Japanische Musikphilosophie, von Sheila Arnold im Booklet auch anschaulich erklärt, lässt sich hörend erfahren. Nicht die Melodie oder Linie zählen da, sondern der Ton an sich – und vor allem das, was zwischen den Tönen ist. Sheila Arnold lässt uns das erleben. Und weil sich solche Wahrnehmungen nur im Moment wirklich erleben lassen, kann man diese wunderbare CD wieder und wieder hören.

Sheila Arnold – "Écoutez!"

Klavierwerke von
Claude Debussy
John Cage
und
Toru Takemitsu

Sheila Arnold (Klavier)

Label: CAvi Music

Sendung: "Leporello" am 04. Juni 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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