Obwohl sie etwas im Schatten seiner Konzerte, Opern und Symphonien stehen, hat Peter Tschaikowsky mit durchaus nicht unbekannten Werken wie den "Jahreszeiten" und der "Großen Sonate G-Dur" einen bedeutenden Beitrag auch zum Repertoire für Klavier solo geleistet. Beide Werke hat Nikolai Lugansky auf CD eingespielt. Der russische Pianist wurde 1972 in Moskau geboren, studierte am Moskauer Konservatorium und begann nach einem Sieg beim Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerb 1994 seine internationale Karriere.
Bildquelle: Naive
Der CD-Tipp zum Anhören
Tschaikowskys viersätzige "Große Sonate in G-Dur" für Klavier entstand um das Jahr 1878 und ist stilistisch zum Teil noch hörbar von der Musik Schumanns und Chopins beeinflusst. Ihr Klangreichtum hat streckenweise schon orchestrale Dimensionen und scheint über das Instrument hinaus zu streben. Lugansky bewältigt das pianistische Monumentalwerk mit einer technischen Perfektion, die nicht auftrumpft, sondern ganz im Dienst einer nuancenreichen Gestaltung des Notentextes steht. Dabei verleiht er der Musik eine besondere atmosphärische Dichte, die durch ihre Verbindung mit einer lichten Klarheit verzaubert. Auch im Scherzo der Sonate wird wunderbar deutlich, dass Lugansky kein polternder oder donnernder Tastenlöwe ist, sondern seine zahlreichen, sensibel abgestimmten Ausdrucksmittel der Auslotung feinster musikalischer Tiefendimensionen widmet.
Eigentlich hatte Tschaikowsky um das Jahr 1876 nicht die Absicht, einen Kalenderzyklus für Klavier zu komponieren, erhielt aber einen entsprechenden Auftrag des Petersburger Verlegers Nikolai Bernhard, der in seiner Musikzeitschrift jeden Monat eine neue Miniatur des berühmten Komponisten herausgeben wollte. Die Werke sollten sich auf den jeweiligen Monat beziehen. Und so sind "Die Jahreszeiten" ein poetischer Zyklus aus zwölf intimen, den Monaten gewidmeten Stimmungsbildern, die an die Klavierlyrik Robert Schumanns erinnern. Auch auf dem engen Raum dieser kleinen Formen entfaltet Lugansky einen stupenden Farbenreichtum, so etwa in der berückend zarten Miniatur "Juni - Barcarolle". Fazit: Nikolai Lugansky lässt einen Eintauchen in die Poesie von Tschaikowskys Solowerken für Klavier, die Lust auf mehr weckt.
Peter Tschaikowsky:
Klaviersonate Nr. 2 G-Dur, op. 37
"Die Jahreszeiten", op. 37/b
Nikolai Lugansky (Klavier)
Label: Naive
Sendung: "Leporello" am 27. Oktober 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK