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CD - Antonio Pappano dirigiert Verdis "Aida"

Sir Antonio Pappano hat in letzter Zeit vor allem durch hervorragende Verdi-Aufführungen von sich reden gemacht. Nun ist Verdis "Aida" unter Pappano auf CD erschienen, produziert in Rom, wo der Dirigent seit langem den Chefposten an der Accademia di Santa Cecilia inne hat. Die Besetzung ist der Papierform nach vom Feinsten, wartet mit Bayerischen Kammersängern auf: Anja Harteros und Jonas Kaufmann.

CD-Tipp: Giuseppe Verdi - "Aida" | Bildquelle: Warner Classics

Bildquelle: Warner Classics

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Ob als Don José, Cavaradossi oder eben Radames: Jonas Kaufmann signalisiert gern die weichen Züge liebender Männer durch gaumig-kehlige Laute. Leise zu singen fällt ihm aber nicht leicht: Seinem Piano mangelt es an klanglicher Dichte, tragfähiger Substanz. Doch sobald der umschwärmteste aller Tenöre auch bei Radames die Härte eines Kriegshelden hervorkehrt, vokal die Muskeln spielen lässt, findet er zu stattlicher Eloquenz.

Hochfeminines Rollendebüt

Verdis Wunsch, Gesang in der Oper möge immer ein glühender Spiegel der Seele sein - Anja Harteros beherzigt ihn. Ein hochfeminin angelegtes Rollendebüt gibt sie als Aida: Immense Klangfülle geht mit einer vielfältig schattierten Höhe einher, die eine Art Herzflimmern suggeriert, nicht zuletzt durch acuti bellissimi (wie Italiener besonders berückende Spitzentöne nennen). Jederzeit transportiert wird die Aura einer Königstochter, nicht die einer Sklavin: Diese Frau ist sich auch in der Gefangenschaft ihres Wertes bewusst - und ihrer ungebrochenen Sinnlichkeit.

Zwei verschiedene Dreiecke

Durch die Personenkonstellation der Oper, für die Verdi ein spektakulär hohes Honorar erhielt, ergeben sich zwei verschiedene Dreiecke: Für Aida gehören Vater und Geliebter feindlichen Lagern an - der Äthiopier Amonasro und der Ägypter Radames. Der wird von zwei Königstöchtern umworben - Aida, äthiopischer Herkunft, und Amneris, ägyptischer. Mit dieser Rolle punktet die Mezzosopranistin Ekaterína Semenchúk vor allem deshalb, weil sie ihre üppige Stimme nie ordinär ins Feld führt (auch wenn sie uns Vokalverfärbungen nicht erspart).

Destruktiver König

Idiomatisch und charaktervoll trumpft Amonasro auf: der französische Bariton Ludovic Tézier, den zum Beispiel Münchner Opernfreunde aus der "Forza del destino" kennen, bei der er als Don Carlo die Zukunftsperspektive des Don Alvaro von Jonas Kaufmann und der Leonora di Vargas von Anja Harteros vereitelte.Im Hinblick auf das Liebespaar Aida-Radames ähnlich destruktiv ist die Funktion Amonasros, des Königs der Äthiopier:

Pittoreske Volksfeststimmung

Die Klasse des Verdi-Dirigenten Antonio Pappano zeigt sich bei "Aida" durch den Blick für das Notwendige in der Modellierung: ein widersprüchliches Stück, dieses monströs gefärbte Kammerspiel! Drive und vegetative Tempowechsel lassen die Kollektive der römischen Accademia di Santa Cecilia im Breitwandpanorama aufeinander los. Und die Fanfaren verbreiten pittoreske Volksfeststimmung, mit einer geradezu lässig aufspielenden Banda Musicale della polizia di stato…

Giuseppe Verdi: "Aida"

Anja Harteros, Sopran – Aida
Jonas Kaufmann, Tenor – Radames
Ekaterina Semenchuk, Mezzosopran – Amneris
Ludovic Tézier, Bariton – Amonasro
Erwin Schrott, Bass – Ramfis
Marco Spotti, Bass – König
u.a.
Orchestra e Coro dell’accademia Nazionale di Santa Cecilia
Banda Musicale della polizia di stato
Leitung: Antonio Pappano
Label: Warner Classics

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