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"Visions – Visionen"! Der Titel signalisiert Fantastisches, das Reich der menschlichen Einbildung. Im Fokus stehen gewissermaßen hypersensibel veranlagte Frauengestalten, und was die Figuren miteinander verbindet, ist ihre Empfänglichkeit für jenseitige Welten und ihre Phänomene. Teilweise jagt das uns Hörern Schauder über den Rücken

Bildquelle: Alpha

Der CD-Tipp zum Anhören

Wenn Halluzinationen dem Wahnsinn Tür und Tor öffnen, wird es gefährlich für die betroffene Person - wie in diesem Fall Léonor in der Oper "Stradella" von Louis Niedermeyer. Der schweizerische Familienname dieses Komponisten und der italienische des Titelhelden fallen aus dem Rahmen innerhalb des frankophilen Programms, relativ bekannte Komponisten sind César Franck, Jules Massenet, Georges Bizet oder Camille Saint-Saens, weniger bekannte dagegen Alfred Bruneau, Benjamin Godard, Henry Février oder Fromental Halévy. Für interessante Einsichten sorgen sie alle: Dass zum Beispiel der Übergang von Frömmigkeit zu Sinnlichkeit ein fließender sein kann, offenbart eine wohlgeformte Kantilene von Lalla-Roukh, der Heldin einer exotischen opéra-comique von Félicien David.

Erfahrungsschatz und Gestaltungsintelligenz

Cornelie Falcon hieß eine Diva, die an der Uraufführung von französischen Opern der Romantik maßgeblich beteiligt war. "Falcon-Sopran" nennen die Stimmexperten ein dramatisches Fach, das eine prononcierte Tiefe und eine belastbare Höhe fordert, zumal Durchschlagskraft bei exponierten Spitzentönen. Heute präsentiert das keine Sängerin so perfekt wie Véronique Gens. Ihr ausgefeilter, stets geschmackvoller Vortrag brilliert auch diesmal durch großen Erfahrungsschatz und die Gestaltungsintelligenz einer hervorragenden Musikerin. Hervé Niquet und das Münchner Rundfunkorchester sind deutlich darauf bedacht, den Reiz und Wert der gewählten Gesangsstücke angemessen auszuleuchten.

Sendung: "Leporello" am 26. Juni 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK