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CD - Die vier Jahreszeiten La Folia spielt Antonio Vivaldi

Da tanzen sie, die Nymphen und die Hirten, zum Klang des Dudelsacks. Das war die Idee, die Vivaldi den Musikern zum dritten Satz aus seinem "Frühling" mit auf den Weg gegeben hat. Hier wird das Bild wirkungsvoll in Szene gesetzt von einer echten musikalischen Theatertruppe. Ob Erntedankfest, das Stolpern auf dem Eis, die Vögel im Geäst – das alles wird so greifbar, dass man sich immer wieder dabei ertappt, wie man verwundert den Raum absucht nach der Herkunft des Klangs, aber: da stehen nur zwei Lautsprecher.

CD-Cover: La Folia spielt Vivaldi | Bildquelle: Stockfisch

Bildquelle: Stockfisch

CD-Tipp 23.4.2015

La Folia spielt Vivaldi

Es sind sehr ausgetretene Pfade, auf denen sich die Musiker des La Folia Barockorchesters bewegen. Doch man hat beim Hören nicht das Gefühl: Das kenn‘ ich alles schon. Vivaldis "Vier Jahreszeiten" taugten lange nur als süßliche Begleitung zu Pralinen und Nachmittagstee. Das ist nicht mehr so. Der Originalklangbewegung sei Dank. Mit Darmsaiten und Barockbögen hat sie das Schroffe und Wilde der Musik wieder hervorgekitzelt. Und die Freude an dieser Musik war wieder zurück. Umso überraschender ist, wie viel mehr es weiterhin zu entdecken gibt in diesen Jahreszeitenporträts.

Kühnheit, Wildheit, Ausgelassenheit

Eng an den Gedichten, die Vivaldi zu seinen Konzerten verfasst hat, wollte sich das La Folia Barockorchester entlanghangeln. Wichtig war den Musikern auch, den Titel ernst zu nehmen, unter dem die Violinkonzerte der "Vier Jahreszeiten" ursprünglich erschienen sind: "Il Cimento dell’Armonia e dell’Invenzione". "Der Wettstreit zwischen Harmonie und Einfall" – im Booklet wird eine alternative Übersetzung vorgeschlagen, nämlich "Cimento" mit "Wagnis" zu übersetzen, also eher "Das Wagnis von Harmonie und Einfall". "Kühnheit, Wildheit, Ausgelassenheit", für diese Begriffe soll der Ensemblename "La Folia" stehen. Und dem, was sie sich auf die Fahnen geschrieben haben, werden Solist und Ensembleleiter Robin Peter Müller und seine Mitstreiter auch voll und ganz gerecht. Radikal ist diese Aufnahme darin, wie sie Freiräume auslotet und die ausgetretenen Pfade in Richtung Abenteuer verlässt. Mit Lust an Klangeffekten und harmonischen Ausflügen, mit Improvisationsfreude, Virtuosität und Wucht. Warum die "Vier Jahreszeiten" nicht mal ganz aktuell lesen, schlägt das Booklet vor, als Denkanstoß zum Verhältnis von Mensch und Natur. Und zu Zeiten in denen der Klimawandel das Wetter zu einer Bedrohung macht, da bekommt Musik eine ganz neue Bedeutung – und das "La Folia Barockorchester" mischt dem Sommergewitter eine ordentliche Portion Apokalypse bei.

Wunderbar natürliche Akustik

Dass das alles so sicher in den Bauch geht, dass die musikalischen Theaterszenen so plastisch wirken, dass es flirrt und zirpt im Unterholz, dass es am Himmel brodelt: Das liegt auch daran, dass das La Folia Barockorchester mit dem Label Stockfisch einen genialen Partner gefunden hat für seine Umsetzung der Jahreszeiten. Das Beste vom Besten in Sachen Aufnahmetechnik, ein Barockpalais mit wunderbarer natürlicher Akustik für diese Musik, und die passenden Tüftler: mit diesen Zutaten ist ein spektakuläres 3D-Klangerlebnis herausgekommen, auch wenn man nicht den Mehrkanal-Ton der SACD hört, sondern ein ganz normales Stereo-Signal. Die Klangmagier von Stockfisch und die Klassik – hoffentlich eine Verbindung mit Zukunft.

Geigender Großmogul

Wem das alles noch nicht reicht: Auf dieser CD findet sich auch noch die Weltersteinspielung eines Violinkonzerts von Giuseppe Antonio Brescianello und Vivaldis exotisch gefärbtes Violinkonzert mit dem Populärtitel "Der Großmogul". Dazu ein inspirierendes Booklet und ein Datentrack mit einer Art "Making Of".

Antonio Vivaldi: Die vier Jahreszeiten

Antonio Vivaldi:
"Le quattro stagioni"
"Il grosso mogul"
Giuseppe Antonio Brescianello
:
Violinkonzert C-Dur
Robin Peter Müller (Violine)
La Folia Barockorchester
Label: Stockfisch

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