BR-KLASSIK

Sie zwitschern aufgeregt wie Vögel, erinnern an zankende Streithähne oder an Kinder, in ihr Spiel versunken. Der Hörer kann wählen, welche Vorstellungen sich einstellen mögen - immer sind es beredte Dialoge, die Antonio Vivaldi in seinen Doppelkonzerten für zwei Violinen führen lässt. Musikalische Unterhaltungen in jeder Hinsicht, verewigt in hinreißenden theatralischen Szenen. Die französische Barockgeigerin Amandine Beyer, ihr Ensemble Gli Incogniti und ihr berühmter Gast aus Italien Giuliano Carmignola hauchen ihnen mit schwindelerregender Virtuosität und Spieltemperament neues Leben ein.

Bildquelle: Harmonia Mundi

CD-Tipp 14.10.2016

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Bei allem Wettstreit, der in den schnellen Sätzen zu halsbrecherischen Tempi führt und oft in absurd-artistisches gegenseitiges Übertrumpfen mündet, bei all diesem auf die Spitze getriebenen Konkurrieren nimmt der Violinton dennoch nie eine gehetzte Schärfe an. Stattdessen bleibt immer genug Raum für Nuancen und Schattierungen, für ein gemeinsames Atmen und minutiöses Gestalten. Und besonders in den langsamen Sätzen sorgen Amandine Beyer und Giuliano Carmignola für einen singenden beseelten Ton von bestechend silbriger Qualität.

Zwei Violin-Hexenmeister

Aus jeder Note der Violin-Hexenmeister Beyer und Carmignola spricht ihre Freude am gemeinsamen Spiel, am kontemplativen Innehalten ebenso wie am musizierenden Schlagabtausch. Eine Freude, die auch auf das fulminant und geistreich aufspielende zehnköpfige Orchester Gli Incogniti - zu deutsch: Die Unerkannten/Die Unbekannten - abfärbt.

Repertoire für Vivaldis Mädchenorchester

Rund fünfzig Konzerte für zwei Violinen hat Vivaldi geschaffen, sieben wurden nun für diese CD ausgewählt. Werke, die Amandine Beyer, Gewinnerin des Vivaldi-Wettbewerbs in Turin 2001 und seitdem im Vivaldi-Fieber, schon öfter zusammen mit ihrem erklärten Lieblingspartner Giuliano Carmignola in Konzerten gespielt hat. Viele dieser brillanten Konzerte hat Vivaldi ursprünglich für sein Mädchenorchester in Venedig komponiert, zu didaktischen Zwecken oder für Auftritte seiner Nachwuchstalente.

Fein austarierte musikalische Unterhaltung

Und wir heute? Können nur hoffen, dass es nicht bei diesem einen Album bleiben möge. Denn noch über vierzig weitere "Concerti per due violini" des großen Vivaldi warten darauf, von Amandine Beyer, Giuliano Carmignola und Gli Incogniti in solch charmante, fein austarierte musikalisch-theatralische Unterhaltungen verwandelt zu werden.