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CD - "Piano Cubano" Yamilé Cruz Montero spielt kubanische Klaviermusik

Obwohl die Geschichte der kubanischen Kunstmusik später begann als diejenige des südamerikanischen Festlands, übertrifft sie mit ihrem Reichtum und ihrer Vielfalt vergleichbare Entwicklungen anderer Karibikinseln. Begünstigend hierfür war wohl auch, dass sich in Kuba verschiedene Tänze spanischen und afrikanischen Ursprungs begegneten. Die aus Kuba stammende und in München lebende Pianistin Yamilé Cruz Montero hat sich nun einer Auswahl kubanischer Klaviermusik gewidmet.

CD-Cover: "Piano Cubano" | Bildquelle: Grand Piano

Bildquelle: Grand Piano

Der CD-Tipp zum Anhören

In ihrem "Piano Cubano" betitelten Album interpretiert sie die "Danzas Afro-Cubanas", delikate Klavierminiaturen aus der Feder des kubanischen Komponisten Ernesto Lecuona mit musikantischem Schwung und feinem Gespür für die subtilen Stimmungswechsel. Die "Danzas Afro-Cubanas" entstanden um das Jahr 1930 und reflektieren die rhythmischen und melodischen Einflüsse afrikanischer Musik auf den Komponisten. Lecuona wurde zudem als kubanischer Gershwin bezeichnet, weil er es verstand, die musikalischen Elemente seiner Heimat mit klassischen und Jazz-Komponenten zu vermischen. Mit seinem umfangreichen Klavierschaffen zählt er zu den bekanntesten Komponisten der Karibikinsel

Sehnsüchtiger Traum, in Musik gesetzt

Als Christoph Columbus 1492 auf Kuba landete, nannte er die Insel "das schönste Land das Menschen je gesehen". Heute ist Kuba ein Ort der Ambivalenz, der Gleichzeitigkeit von Schönheit und Zerfall. Über Havanna sagte der Filmemacher Wim Wenders einmal: "Was im Alltag schmutzig und grau aussieht, wird durch die Sehnsucht schön und ist einen Traum wert". Von diesem sehnsüchtigen Traum singt die kubanische Musik, so wie in dem Klavierstück "Havana" aus dem Jahr 1955 des hierzulande unbekannten Komponisten Carlos Farinas. Er studierte unter anderem bei Aaron Copland und Dmitry Kabalewsky und hinterließ ein reichhaltiges Oeuvre, das besonders von afrokubanischen Musiktraditionen wie dem Rhythmus des "Son" geprägt wurde, aus dem bedeutende lateinamerikanische Tanzstile hervorgingen.

Populäre Musik, Klassik und Jazz

Die Vielfalt der traditionellen Musik Kubas reicht von den Trommel-Rhythmen und Ruf-Antwort-Gesängen der jahrhundertealten, noch heute praktizierten Santeria-Rituale über Kombinationen aus afrikanischen Rhythmen sowie spanisch-französischen Tanz- und Liedformen bis hin zum populären Salsa. Mit dem Jazz wurden ebenfalls vielfältige und fruchtbare Verbindungen eingegangen, was sich auch auf die kubanische Kunstmusik auswirkte. Das gilt in besonderem Maße für den bei uns ebenfalls unbekannten kubanischen Pianisten und Komponisten Andrés Alén, dessen Werke populäre Musik aus Kuba und Lateinamerika mit Klassik und Jazz reizvoll vermischen. In seinem Klavierstück "Emiliano" lässt die Partitur sogar den im Jazz üblichen Raum für Improvisationen, den Yamilé Cruz Montero mit hinreißender Spielfreude und Gestaltungsfantasie ausnutzt. Die Pianistin überzeugt nicht nur durch ihre kongeniale Gestaltung der kubanischen Klavierpoesie, sondern auch durch ihre Auswahl, die faszinierende Werke teilweise erstmalig auf CD vorstellt.

"Piano Cubano"

Ernesto Lecuona:
Danzas afro-cubanas Nr. 3 & 4; Suite andalucia
Carlos Farinas:
Sones sencillos Nr. 1-4; Alta gracia
Andrés Alén:
Variationen über ein Thema von Silvio Rodriguez; Emiliano

Yamilé Cruz Montero (Klavier)

Label: Grand Piano

Sendung: "Leporello" am 06. Dezember 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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